tierretter.de wurde Mitte 2019 aktuelles und umfangreiches Videomaterial aus vier verschiedenen Schweinemastbetrieben im Kreis Steinfurt übermittelt. Die Zustände, die auf diesen Filmaufnahmen zu sehen sind, scheinen symptomatisch für einen gesamten Geschäftszweig der Landwirtschaft zu sein, in dem Tierquälerei zum Arbeitsalltag gehört.

In jedem der vier Ställe konnten Tiere mit massiven Verletzungen gefunden werden. Mastdarmvorfälle, abgebissene Schwänze, nekrotisches Gewebe, extrem entzündete Beine. Obwohl alle Tiere zu diesem Zeitpunkt unter diesen schlimmen Verletzungen leiden, beginnt ihr Leid schon viel früher. Denn diese Tiere verbringen ihr gesamtes Leben in dunkeln Betonbuchten in völliger Langeweile. Die Bemühungen einen Holzscheit oder ein Stück Gummi als Beschäftigungsmaterial zu bezeichnen sind der blanke Hohn angesichts der Neugierde, die Schweine an den Tag legen.

Schweine leben in Deutschland vor allem auf Vollspaltenboden, das heißt, dass sich Schlitze im Boden befinden, durch die der Kot in ein Becken unter den Anlagen fällt. Wir vermuten, dass sich jeder Mensch vorstellen kann, wie es stinken würde, wenn wir keine Spülung in unseren Toiletten hätten, sondern unser Kot einfach nur in ein Auffangbecken unter dem Haus fallen würde. Dazu kommt, dass Schweine wesentlich bessere Geruchsorgane haben als wir Menschen.

 

Tatsächlich sind viele der Tiere, die besonders schwere Verletzungen aufweisen, auf die ein oder andere Art und Weise in den Ställen separiert. Das ist so vom Gesetz auch vorgeschrieben. Deswegen wird es auch angesichts dieser Bilder wieder Vertreter oder Vertreterinnen der Landwirtschaft geben, die sagen: „Auch Menschen werden krank“, „Das sind ja nur die Krankenbuchten“ oder „Nicht alle Tiere sehen so aus“. Und all diese Aussagen stimmen auch. tierretter.de möchte nicht den Eindruck erwecken, dass jedes Tier solche schlimmen Verletzungen hat. Allerdings ändert dieser Sachverhalt nichts an dem Leid, das diese kranken Tiere ertragen müssen.

Die tierhaltende Landwirtschaft versucht durch solche Aussagen immer wieder, die Verantwortung von sich wegzuschieben. Tatsache ist jedoch: Die Tiere werden erst durch Zucht und Haltungsbedingungen krank gemacht. Einzelne Landwirte und Landwirtinnen solcher Betriebe sind deshalb als Teil eines Ganzen zu verstehen. Denn die gesamte Tierindustrie mit all ihren Funktionären verteidigt derartige Zustände und heißt sie sogar gut. Deswegen ist natürlich der Landwirt und die Landwirtin im Einzelnen, der/die einen solchen Stall betreibt, als auch die Tierindustrie im gesamten, die solche Zustände eben auch verteidigt und sogar gutheißt, dafür verantwortlich zu machen. 

Die Sache mit der Transparenz

Tatsächlich behauptet mittlerweile ein Großteil der Bevölkerung gegen diese ominöse „Massentierhaltung“ zu sein, die in aller Munde ist. Einem weniger großen Teil der Bevölkerung ist dabei auch klar, dass über 95% des gesamten Fleisches in Deutschland aus genau solchen Haltungsbedingungen kommt, die gemeinhin als „Massentierhaltung“ geschimpft werden. Also auch das Schnitzel, das diese Menschen innerhalb 10 Minuten gegessen haben, bevor sie über die schlimme Massentierhaltung geschimpft haben.

Die Aufnahmen dieser Veröffentlichung stammen übrigens nicht aus „Massentierhaltung“ - sie stammen aus gut bürgerlichen, mittelständigen Familienbetrieben! Das sind die Ställe, bei denen der Bauer oder die Bäuerin jedes Tier beim Namen kennt und sie noch einmal streichelt, bevor er oder sie sie auf den Schlachttransporter treibt. ... vielleicht nicht ganz, aber genau diesen Eindruck versuchen Bauernverbände immer wieder zu erwecken, wenn sie das grausame Tun in den Ställen verteidigen will.

Einer der Betriebe sticht besonders ins Auge. Denn er nimmt an einem der vielen vermeintlichen Transparenzprogramme der tierhaltenden Landwirtschaft teil. Schließlich hat die Landwirtschaftslobby längst erkannt, dass ihnen die Bauernhofidylle-Bilder nun wirklich nicht mehr abgekauft werden. Deswegen glaubt die Tierlobby, dass man einfach nur erklären muss, warum die Tiere jetzt so schrecklich behandelt werden und dann ist alles gut. 

Diese Bilder stammen aus dem Stall, an dessen Fassade sich ein Flyerhalter mit Broschüren des Programms „Einsichten in die Tierhaltung“ befand.

Jetzt stellen wir Ihnen eine wichtige Preisfrage, sie gewinnen aber leider keine Million, dürfen nicht das Publikum befragen und dürfen auch nicht bei einem Bauernverband ihrer Wahl anrufen.

Welche klassischen Problematiken der Nutztierhaltung spricht der Flyer von „Einsichten in die Tierhaltung“ an?

A: Kastration der männlichen Ferkel

B: Systematisches Abschneiden der Ringelschwänze

C: Schwanzbeißen

D: Abschleifen der Eckzähne

Genau! Richtig geraten – keine einzige! 

Die Landwirtschaft zeigt nämlich keine echte Transparenz, sie heuchelt sie nur! Es werden einfach problematische Themenbereiche ausgeblendet oder wenn es halt wirklich notwendig ist, so lange schöngeredet, bis auch der empathischste Mensch es auf einmal vollkommen o.k. findet, Ferkeln ohne Betäubung ein Skalpell in den Hodensack zu stecken um dann die Hoden abzuschneiden ... ja, ohne Betäubung. 

Deswegen ist es auch total logisch, dass interessierte Verbraucher und Verbraucherinnen durch ein einziges Stallfenster gucken dürfen. Wenn aber engagierte Tierrechtsaktivist*innen Aufnahmen aus genau diesem Stall veröffentlichen, dann sei das eine manipulierte Momentaufnahme. Wie soll das bitte erklärt werden?

Das ist kein Einzelfall, sondern vier Einzelfälle ...

Diese Aufnahmen stammen aus nur einem Landkreis; aus Ställen, die nur wenige Kilometer auseinander stehen. Sollte es sich dabei um Einzelfälle handeln, wäre das schon ein Zufall, der einem Sechser im Lotto gleichkommt. Jetzt nehmen sie noch die Informationen der letzten Jahre dazu: Immer wieder wurden solche Zustände öffentlich gemacht. Um Einzelfälle handelt es sich dabei nicht, Bedingungen wie diese gehören genauso zur Schweinemast, wie die schlechten Sprüche aus der Bratwurst-Werbung.

Rückendeckung gibt es bezüglich der „Einzelfallfrage“ übrigens auch von der Justiz. Denn wenn dies besonders schlimme Einzelfälle wären, würden diese doch bestimmt mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden. Nix da! In der Vergangenheit folgten Zuständen wie diesen nur selten echte Konsequenzen. 

Bauern sind keine Tierquäler

 Immer wenn solche Aufnahmen veröffentlich werden, entstehen Diskussionen um die Wortwahl „Tierquäler“ für die Verantwortlichen dieser Zustände. Tatsächlich ist dies auch eine Vereinfachung, denn die verschiedenen Bäuerinnen und Bauern haben ja gewiss keinen Spaß im eigentlichen Sinne daran, Schweinen ein so unermessliches Leid zuzufügen. Es ist ihnen halt einfach nur egal. Es sind unvermeidbare Kollateralschäden.

Anders können wir uns nicht erklären, warum Aktivist*innen, die solches Tierleid aufdecken, immer noch kriminalisiert werden. Wenn solche Zustände der Landwirtschaft wirklich nicht egal wären, würde endlich über einen Ausstieg aus diesem grausamen System diskutiert werden und nicht über ein paar Zentimeter mehr Platz in beengenden Buchten. Dann würde es keine Solidaritätsbekundungen von anderen Landwirtinnen und Landwirten ob dieser unermesslichen Frechheit der Aktivist*innen, die die Transparenzversprechen der Industrie auf die Probe stellen, geben.

Solange die tierhaltende Landwirtschaft, deren Lobby, die Politik und eben auch die einzelnen Landwirtinnen und Landwirte alles dafür tun, das bestehende System zu verteidigen und beizubehalten, muss man diese Menschen als das bezeichnen, was sie sind: Tierquäler und Tierquälerinnen, die den Grundstein dafür legen, dass Millionen von fühlenden Lebewesen eingesperrt werden, ihnen unermessliches Leid zugefügt wird und allen letzten Endes ein Messer in den Hals gestochen wird. 

... aber es sind doch nur Schweine!

Schweine sind intelligente Tiere. Aktuelle Studien zeigen, dass sie mindestens so intelligent sind, wie Hunde und ein sensibles Sozialverhalten aufweisen. Im Gegensatz zu Schweinen werden Hunde in Deutschland aber nicht getötet, um ihre toten Körper dann auf einen Grill zu werfen und das Ganze als Kulturgut zu bezeichnen, um es noch mit einem stumpfen Spruch  à la „Schmeckt halt!“ zu rechtfertigen.

Gerade deshalb ist der „Hunde-Test“ ein adäquates Mittel, um zu überprüfen, ob sie die Haltungsbedingungen in Schweinemastbetrieben mit ihren moralischen Vorstellungen vereinbaren können.

Schauen sie sich einmal die Bilder in diesem Artikel und dem Film an und fragen sie sich, was sie fühlen und empfinden würden, wenn dies Hunde wären. Sie wissen schon, diese kleinen fluffigen Welpen vielleicht ... oder der Hund von ihren Nachbarn, ihren Verwandten. Der Hund der in ihrer Kindheit bei ihrer Familie gewohnt hat oder der vielleicht jetzt gerade auf ihrem Schoß liegt.

Würden sie es tolerieren, wenn dieser Hund sein gesamtes Leben lang in einer Betonbucht eingesperrt wäre? Dass mit ihm nicht mal Gassi gegangen wird, wo er sein großes Geschäft machen kann, sondern gezwungen ist, dort zu koten, wo er auch schläft. Was würden sie darüber denken, wenn seine Rute abgeschnitten wird, damit er mit vielen Artgenossen auf engem Raum „gehalten“ werden kann?

Aber es geht nicht nur um diese Haltungsbedingungen, es geht um viel mehr. Stellen sie sich vor, sie freuen sich, einen Hund wiederzusehen, den sie schon lange nicht mehr gesehen haben. Und dann sagen die Menschen, in deren Obhut er gelebt hat: „Der ist jetzt tot, war lecker!“ Und sie fragen diese Menschen: „Aber warum habt ihr das getan?“. „Naja, das haben wir schon immer so gemacht, er wurde ja nur geboren, damit wir ihn essen können. Deswegen ist das schon ok!“! 

Vielleicht wirkt dieses Beispiel auf sie polemisch, vielleicht verstehen sie jetzt aber auch, warum sich viele Menschen in Deutschland dafür einsetzen, dass diese Tierquälerei endlich ein endgültiges Ende findet! 

Die wichtigste Frage zu den Aufnahmen und den Zuständen in Schweinemastbetrieben können wir ihnen hier und jetzt übrigens nicht beantworten. Denn diese Frage müssen sie sich selbst stellen und auch selbst beantworten: Möchten sie weiterhin mitverantwortlich dafür sein, dass Schweinen all diese Dinge angetan werden? Oder möchten sie lieber Teil jener gesellschaftlichen Bewegung sein, die sich dafür einsetzt, dass diese Zustände enden ... ? 

(P.S.: Falls Ihnen die Tiere echt egal sind - es gibt auch noch zahlreiche Umwelt- und Klimagründe, wegen denen man sich gegen Tierhaltung aussprechen sollte)

Die Kadaver von toten Tieren liegen zwischen den lebenden, mehrere tausend Tiere auf engstem Raum, teilweise können die Vögel nicht mehr aufstehen – sie sind einfach zu schwer und zu schwach, um ihr eig­enen Gewicht zu halten. Die Zustände in einem Putenmastbetrieb im Kreis Gütersloh sind kein Einzelfall. Vielmehr stehen sie stellvertretend für den traurigen Alltag von 12 Millionen Mastputen in Deutschland.


Puten sind ihren Peinigern schutzlos ausgeliefert, denn abgesehen von den allgemeinen Vorgaben im Tierschutzgesetz gibt es keine direkten gesetzliche Vorschriften, die Putenmastbetriebe einhalten müssen. Lediglich eine Eckwertevereinbarung, die sich die Betreiber selbst auferlegt haben, existiert. Diese von uns veröffentlichten Bilder belegen, dass nicht einmal diese geringen Vorgaben eingehalten werden.

Kranke Tiere werden weder tierärztlich behandelt, noch in Krankenbuchten separiert. Viele Tiere sterben nicht in Schlachthof, sondern bereits während der Mastperiode. Teilweise liegen sie tagelang tot in den Hallen und sind zum Teil schon mumifiziert. 

Ist dies ein Einzelfall mit besonders skandalösen Zuständen? Nein -  es ist ein exemplarischer Betrieb, der den erschreckenden Alltag in deutschen Putenmastställen zeigt. Mastanlagen wie diese stehen überall in Deutschland.

Gesetzeslage

Im Gegensatz zu anderen ‚Nutz’tierarten ist die Haltung von Mastputen in Deutschland, abgesehen von den allgemeinen Vorgaben im Tierschutzgesetz und in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, nicht speziell gesetzlich geregelt. Puten werden nicht einmal (wie generell »Nutzgeflügel«) im Tierzuchtgesetz beachtet.

Auf nationaler Ebene wurde lediglich im April 2013 auf Basis einer älteren Eckwertevereinbarung aus dem Jahr 1999 die »Bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen« verabschiedet. Es handelt sich um eine freiwillige Selbstverpflichtung der Putenbranche, in der allgemeine Formulierungen überwiegen. Die Qualzucht der Hybridlinien oder hohen Besatzdichten finden keinerlei Beachtung.

Hygiene

Puten werden in Deutschland in Bodenhaltung aufgezogen. Die riesigen Hallen, in denen oft bis zu 10.000 Tiere eingepfercht sind, werden nur zwischen den einzelnen Mastdurchgängen gereinigt. Während eines Mastdurchgangs wird höchstens Streu nachgestreut, es wird aber kein Kot aus den Hallen entfernt. Das bedeutet, dass die abertausenden Puten unweigerlich ihr gesamtes Leben auf ihren eigenen Exkrementen leben müssen. Für die Puten bedeutet dies schlimmste und unhaltbare Zustände, die oft Fußballenentzündungen, Geschwüre oder Verätzungen nach sich ziehen.

Auch diese aktuellen Aufnahmen zeigen Puten mit erheblichen, schmerzhaften Verletzungen oder Entzündungen im Fußballen. In einem Fall war die unbehandelte Verletzung so schwerwiegend, dass das Gewebe schon abgestorben war und ein Teil der Krallen nur noch am Fuß hing. Es ist kaum vorstellbar, welche Schmerzen diese Pute ertragen muss.

 

Qualzucht

Bei der heutigen Putenmast steht die schnelle Gewinnung von Fleisch um jeden Preis im Vordergrund. Eingesetzt wird dafür überwiegend die Hybridrasse »B.U.T. 6« (Big 6). Dabei gelten die weiblichen Tiere nach 15-17 Wochen und die männlichen Puter nach 19-22 Wochen als „schlachtreif“. Dann wiegen sie bis zu 21 Kilogramm – das entspricht einer 350-fachen Gewichtsteigerung. Zum Vergleich: Ein Wildputer wiegt gerade einmal 5-11 kg. Nur durch die jahrzehntelange Zucht auf schnelle Gewichtszunahme können die in der Geflügelmast verwendeten Hybridrassen so schnell so schwer werden. Die Überzüchtung ist mit erheblichen gesundheitlichen Schäden für die Puten verbunden. Eine Folge von dem ungleichen Verhältnis von Muskulatur und den inneren Organen und die Überbeanspruchung des Stoffwechsels kann ein Versagen des Körpers nach sich ziehen. Unserer Auffassung nach müssten diese in der Geflügelmast verwendeten Rassen nach §11b des Tierschutzgesetzes verboten sein - es handelt sich um Qualzuchten.

Kalkulierter Ausschuss

Die schlimmen hygienischen Zustände, die Konsequenzen der Qualzucht und die hohe Besatzdichte in den industriellen Mastställen fordern Opfer - viele Tiere verenden nicht im Schlachthaus, sondern bereits während der Mastperiode oder auf dem Weg dorthin. Dieser „Ausschuss“ ist einkalkuliert und alltäglich. Die Industrie spricht gerne von wenigen Prozent, die das Mastende nicht erreichen. Nach der Erfahrung von Recherche-Aktivist*innen liegt dieser Prozentsatz aber deutlich höher. Sie verdursten, werden totgepickt oder totgetrampelt. Kranke Tiere werden vom Mäster getötet, weil sie keinen Profit bringen oder erliegen anderen Verletzungen und Erkrankungen. Diese Körper dieser Tiere landen nicht auf dem Teller, sie landen in den Kadavertonnen, die vor jeder Massentierhaltung stehen - sie landen im Müll.

 

tierretter.de lehnt jede Form der kommerziellen Tierhaltung ab! Auch in Biobetrieben geht es am Ende nur um eins - das Fleisch des Tieres und den damit verbundenen Gewinn. Für jedes Stück Fleisch ist ein Tier geboren, ausgebeutet und getötet worden. Einzig eine konsequente Abkehr von diesem ausbeuterischen Mensch-Tier-Verhältnis, die mit einer veganen Lebensweise einhergeht, kann dieses Leid endgültig beenden.

Tierschutz ist seit 2002 Staatsziel und ist so auch im Grundgesetz verankert. Wie es um den Tierschutz in Deutschland wirklich steht, zeigen immer wieder Aufnahmen von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen: Schweine leiden in reizarmen Betonbuchten, Hühner leben dichtgedrängt zu zehntausenden in Hallen, Kälber werden nach der Geburt ihrer Mutter entrissen. Wenn solche Aufnahmen einen neuen Skandal auslösen, werden immer wieder Forderungen nach neuen oder strengeren Gesetzen laut. Was ist von neu erlassenen Gesetzen zu halten? Sichern diese den Tierschutz in Deutschland?

Die Tierschutz-Nutztierhaltungssverordnung wurde seit 2002 in vielen Punkten erweitert oder angepasst. Die neuen Vorschriften zum Halten von Pelztieren beispielsweise sind so gestaltet worden, dass die Produktion von Pelz in Deutschland schlichtweg nicht mehr rentabel ist. Fälle wie dieser zeigen, wie systematisch Tierquälerei in der sogenannten Nutztierindustrie ist. Müssten die Ställe wirklich an artgerechte Lebensbedingungen angepasst werden, lohnt es sich einfach nicht mehr: Ein funktionierendes, ausbeuterisches System der Nutztierhaltung ist ohne Tierquälerei nicht möglich.

Einige Tierarten werden in der Nutztierhaltungssverordnung überhaupt nicht beachtet, so gibt es beispielsweise keine verbindlichen Vorschriften zum Halten von Puten oder Enten. Für Kaninchen gab es ebenfalls lange keine Vorschriften. Erst im Jahr 2014 wurden sie in die Verordnung aufgenommen. Tierschützer*innen hatten immer wieder Aufnahmen von eingepferchten Kaninchen in kommerziellen Mastbetrieben veröffentlicht, woraufhin der Gesetzgeber handeln musste, denn der öffentliche Druck wurde zu groß.

Auch tierretter.de hat Kaninchenmastanlagen dokumentiert, Ställe, die so eigentlich gar nicht mehr hätten betrieben werden dürften. Allerdings hat der Gesetzgeber lange Übergangsfristen für diese Gesetze erlassen, um den tierhaltenden Betrieben eine Zeit einzuräumen die Ställe an die neuen Bedingungen anzupassen. Anfang 2019 müssen die Ställe den neuen Vorgaben entsprechen, zudem gibt es für Betriebe die einen Teil der Anforderungen schon umsetzen eine erweiterte Frist bis 2024.

Haltungen, wie in dieser Bildergalerie zu sehen, sind nicht mehr legal.

tierretter.de lehnt das Züchten von Tieren, nur um diese irgendwann zu töten grundsätzlich ab. Tiere sind fühlende Lebewesen, genau wie wir Menschen. Und sie verdienen ein grundsätzliches Recht zu leben, genau wie wir Menschen. Wir brauchen kein Fleisch um zu überleben, über eine Million Menschen, die sich rein pflanzlich ernähren, zeigen das jeden Tag.

Werden Bilder aus Kaninchenmastbetrieben gezeigt, empören sich die Menschen - eigentlich sind sich alle einig, dass das nicht richtig ist und enden muss. tierretter.de vermutet, dass gerade die Bilder aus Kaninchenmastbetrieben regelmäßig eine besonders große Empörung auslösen, weil viele Menschen wissen welche Bedürfnisse Kaninchen haben. Bei Schweinen oder anderen Tieren, die zur Fleischproduktion gemästet werden, scheint das anders zu sein, obwohl sie in den Mastbetrieben unter ähnlich schlimmen Bedingungen leben müssen. Doch im Gegensatz zu Schweinen, Hühnern, Enten oder Puten werden Kaninchen oft auch als sogenannte „Haustiere“ gehalten. Genauso wie ein Kaninchen hoppeln will, möchte ein Schwein rennen. Genauso wie ein Kaninchen buddeln möchte, möchte ein Huhn im Sand baden oder eine Ente schwimmen. Hier eine Grenze zwischen den Tierarten zu ziehen, nur weil uns bestimmte Tierarten vermeintlich näher sind, ist nicht nachvollziehbar. Und nur eine konsequente Abkehr von tierischen Produkten respektiert alle Tiere. Denn auch sie sind genauso fühlende Lebewesen wie wir Menschen.

 

Wo machst Du den Unterschied?

Die Behörden und Gesetze respektieren Tiere jedoch nicht und so bedeuten auch die neu geschaffenen Haltungsvorschriften für Kaninchen mitnichten ein artgerechtes Leben, bevor diese Tiere getötet werden. Nicht einmal die Haltung in Käfigen wird konsequent verboten, sondern nur unter bestimmte Auflagen gestellt. Weiterhin schneiden sich die dünnen Drahtgitter in die sensiblen Pfoten der Kaninchen, auch wenn ihnen ein befestigter Bereich und eine zweite Ebene zur Verfügung gestellt werden muss. Jedes Kaninchen bekommt eine Fläche von 1500 Quadratzentimetern. Das entspricht einer Fläche von 50cm x 30cm - nur wenig größer als zwei DinA4 Blätter. Die Gesetze schützen keine Tiere, sie regeln nur deren legale Ausbeutung.

Am relevantesten an den neuen Gesetzen sind jedoch jene Teile, die von der Verordnung nicht betroffen sind: Hobbyzüchter. Denn die Verordnungen gelten nur für kommerzielle Betriebe. Die unzähligen Kaninchenboxen in Hinterhöfen, die sogar einen weitaus größeren Prozentsatz der Kaninchenfleischerzeugung ausmachen, müssen die Verordnungen nicht einhalten.

Die tierquälerische Haltung, wie man sie in dieser Galerie sieht, bleibt weiterhin legal. Sie findet im Gesetz keine Beachtung.

Und so leiden Kaninchen weiter - in Mastbetrieben, weil die neuen Vorschriften alles andere als tiergerecht sind, bei Hobbyzüchtern, weil diese von dem Gesetz nicht einmal betroffen sind und überhaupt leiden sie nur, weil Menschen die Körper toter Tiere essen wollen. Wir setzen uns ein für einen konsequenten Tierschutz, der jedes Tier als fühlendes Lebewesen betrachtet - und das bedeutet deren Körper nicht zu essen, deren Häute nicht zu tragen und auch zur eigenen Unterhaltung Tiere nicht einzusperren und zu begaffen.

„Wir wollen das beste Geflügelland der Welt sein“ - mit dieser Zielsetzung startete 2015 die „Geflügel-Charta“. Aber was bedeutet das für die Tiere? Und bedeutet der internationale Vergleich automatisch, dass es den deutschen Hühnern und Puten gut geht? Aktive von tierretter.de e.V. haben Filmaufnahmen in einem Hühnermaststall in Nordrhein-Westfalen um den Aussagen auf den Grund zu gehen. Der von „QS“ kontrollierte Stall ist kein Skandal-Stall, die Aufnahmen zeigen Zustände, wie sie immer wieder von Tierschutz-Vereinen öffentlich gemacht wurden. Zustände, die von der Industrie immer wieder beschönigt oder dementiert wurden... 

Der Stall
Hühner werden in der konventionellen Landwirtschaft in Bodenhaltung in großen Hallen gemästet. Tiergruppen von bis zu 40.000 Tieren sind keine Ausnahme, sie sind die Regel. Oft stehen mehrere dieser riesigen Hallen nebeneinander. Es gibt Farmgelände, auf denen mehrere hunderttausend Tiere gehalten werden. 

Auf den Seiten der Geflügel-Wirtschaft ist die Rede von einer „lockeren und trockenen Einstreu“, in der ein Scharren, Picken und sogar Staubbaden möglich sei. Dabei wird die Einstreu über die ca. 33 bis 35-tägige Mastperiode nie ausgewechselt.
Stallboden besteht nach wenigen Tagen nur noch aus feuchtem Kot, der von den Tieren festgetreten wird. (Foto) Viele Tiere leiden deswegen unter Fußballenentzündungen, das permanente Leben in den eigenen Exkrementen würde annähernd jedes Lebewesen krank machen.

Zwar müssen Neubauten seit 2009 eine geringe Einfall-Fläche für natürliches Tageslicht gewährleisten, die meisten Ställe haben dies jedoch noch nicht. Kunstlicht reguliert also einen angeblich natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Der Stall, in dem tierretter.de gefilmt hat, war allerdings auch nachts hell-beleuchtet. Für die Industrie bedeutet das einige Vorteile. Denn so können die Tiere auch nachts essen und nehmen schneller zu, was einen höheren Profit gewährleistet.

Die Tiere
Mit den ursprünglichen Hühnern (Bankivahuhn), das nur in Südostasien lebte, haben die Tiere in den Ställen heute längst nichts mehr zu tun. Jene Bereiche, die für die menschliche Nutzung wichtig sind, wurden jeweils in jahrzehntelanger Zucht optimiert. Und zwar zum Nachteil der Tiere. Hühner, in der Fleischindustrie, sollen möglichst schnell, möglichst viel Fleisch ansetzen. Der Knochenbau und Bewegungsapparat kommt da oft nicht hinterher. Die Tiere kauern auf dem Boden und können nicht mehr aufstehen. Sie sterben vorzeitig. Dabei handelt es sich nicht um einige wenige Tiere. Das belegen Mülltonnen, gefüllt mit toten Hühnern, vor der Anlage. 

Der Mäster oder die Mästerin sind dazu verpflichtet, die Körper der verstorbenen Tiere täglich zu entfernen. In den großen Hallen ist dies aber kaum möglich. Die Aktiven von tierretter.de e.V. finden mehrere Kadaver, die augenscheinlich seit mehreren Tagen in der Anlage verwesen. Beim Betreten der Anlage und auf den ersten Blick waren bereits sechs leblose Körper zu sehen.

 

Sogar das Sättigungsgefühl wurde den Hühnern weggezüchtet, so stoppen sie niemals das Essen. Hühner könnten unter natürlichen Bedingungen deutlich über zehn Jahre alt werden. Masthühner leben nur 33-35 Tage, dann haben sie bereits ihr „Endgewicht“ erreicht. Eigentlich sind alle diese Tiere noch Küken, im Gewand eines monströsen Huhns.  

Das Leid
Wie jedes Lebewesen haben auch Hühner spezifische Bedürfnisse. Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen um glücklich zu sein, und die unglücklich machen, wenn sie nicht erfüllt werden. Die Industrie reduziert diese Bedürfnisse gerne auf ein optimales Klima oder Futter. Andere Bedürfnisse werden angeblich erfüllt. Wird aber genau hingeschaut, lösen sich die Versprechen in Luft auf. Am wichtigsten: jedes Tier will Leben! Und die Tötung dieser Tiere ist der einzige Grund, warum sie überhaupt leben und das ist die Definition von Ausbeutung.

Wer nur einmal Hühner in freiheitlichen Bedingungen gesehen hat, kann nachvollziehen, dass jedes einzelne dieser Tiere eine individuelle Persönlichkeit hat. Und nur für einen kurzen Gaumenschmaus können wir es wohl kaum moralisch rechtfertigen Tieren dieses unendliche Leid anzutun. Unsere Gesellschaft soll Empathie und Mitgefühl nicht nur vorheucheln – wir müssen sie auch leben. 

Jeder Mensch, der weiterhin Hühnerfleisch kauft, macht sich an dem Aufrechterhalten dieses Systems mitschuldig. Ein Verzicht auf sämtliche Tierprodukte ist aber noch lange kein aktiver Widerstand. Protest auf der Straße, das Aufmerksam-machen auf das Thema und ziviler Ungehorsam ist das, was wir all den Tieren schulden, die bereits getötet wurden.

Eine Petition um den Industriezweig rein zu waschen

Um den „Geflügelstandort Deutschland“ weiter als ein angebliches Tierschutzmerkmal auszubauen, hat der ZDG (Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft) eine Petition ins Leben gerufen, um zu fordern, dass auch in den Speisekarten der Gastronomie das Herkunftsland gekennzeichnet werden soll. 

Abgesehen davon, dass die Petition krachend gescheitert ist, ist die Tatsache der „deutschen Mast“ kein Indikator für tierschutzgerechte Produktion von Fleisch. Abgesehen von der grundsätzlichen Gewalt hinter dem System ist diese Haltung tierunwürdig.

Studien sollen ergeben haben, dass ein Großteil der Menschen sich diese Kennzeichnung wünschen würde. Wir finden, dann sollten die Verbraucher und Verbraucherinnen auch Zugang zu Aufnahmen haben, wie es abseits der geschönten Pressefotos und interaktiven Stallrundgänge in Hühnermast-Betrieben aussieht.

Bedeutet das „Herkunftsland Deutschland“ eigentlich wirklich eine regionale Erzeugung?

Grundsätzlich spricht sich aus ökologischen Gesichtspunkten auch tierretter.de e.V. neben der veganen Ernährung auch für den Kauf von möglichst regionalen Produkten aus. Aber bedeutet das Herkunftsland des Geflügels wirklich Regionalität? Denn auch wenn die Tiere zwar in Deutschland gemästet und geschlachtet wurden, das Futter kommt in vielen Fällen aus ganz anderen Teilen der Welt. Besonders der Soja-Anbau für Tierfutter bedeutet oftmals gigantische Rodungen von dem Regenwald für Futteranbauflächen. Nur damit hier in Deutschland Hühner gemästet und gegessen werden können. Regional ist das also nicht wirklich, auch wenn DE auf den Produkten prangt.

Eine Farce der Industrie

Die Geflügel-Wirtschaft sieht sich in den letzten Jahren einer starken Kritik ausgesetzt. Besonders die Veröffentlichungen von Bildern aus den Ställen machten der Industrie zu schaffen, zumindest was das Image angeht. Und so wird seit einigen Jahren eine aufwendige und teure Kampagne gefahren, um dieses Image aufzubessern. Wie sich zeigt, war die sowieso schon substanzlose Geflügel-Charta nur der Anfang. Bessere Bedingungen für die Tiere bedeutete sie nämlich nicht. Die aktuellen Bestrebungen sind ähnlich belanglos - wie unsere Bilder erneut beweisen.

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Quellen:

- Petition zur Herkunftskennzeichnung (https://www.openpetition.de/petition/online/endlich-klarheit-auf-der-speisekarte-ja-zur-herkunftskennzeichnung-in-der-gastronomie)

- Geflügel-Charta (http://www.gefluegel-charta.de)

- Deutsches-Geflügel (www.deutsches-gefluegel.de)

- Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (http://www.gesetze-im-internet.de/tierschnutztv/BJNR275800001.html#BJNR275800001BJNG000700308)

- Abenteuer-Regenwald (https://www.abenteuer-regenwald.de/bedrohungen/fleisch)

 

Was ist gerecht? Das was unser Gesetz legitimiert… Oder sollte Gerechtigkeit auch anders betrachtet werden, kann Legales auch ungerecht sein?

Diskussionsgrundlage

Fragen wie diese definieren die Diskussion um das Bildmaterial, dass tierretter.de e.V.  in einem Westfleisch-Zulieferbetrieb im hessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg gesammelt hatte. Der Landwirt selber hat den Weg an die Öffentlichkeit gewählt um sein Tun zu rechtfertigen. Und das ist sein gutes Recht, denn tatsächlich, im Großen und Ganzen handelt der Betrieb nach den gesetzlichen Vorgaben. Ob die Tiere dort dennoch leiden oder nicht, das ist dabei offensichtlich eine Ansichtssache.

Was zeigen die Aufnahmen?

Schweine auf Spaltenböden, viele Tiere sind verdreckt mit ihrem eigenen Kot, Maden kommen teilweise aus dem Boden nach oben. Ein Schwein hat einen Nabelbruch, andere Tiere entzündete Augen, einige können nicht mehr aufstehen. In einem Gang zwischen den Buchten wird ein Schwein separiert, frisches Trinkwasser ist für dieses Tier nicht verfügbar.

tierretter.de hat diese Aufnahmen Mitte Oktober veröffentlicht. Insgesamt wurde in sechs Betrieben dokumentiert, die allesamt Zuliefererbetriebe für Westfleisch sind. Die Aufnahmen wurden bei ARD, WDR und dem HR gesendet. Daraufhin ging der Landwirt selbst in die Offensive und stellte sich den Vorwürfen.

Zwischen angeblichem Tierwohl und Normalität

Die gesehenen Zustände seien legal. Mehr noch, der Stall habe zusätzliche ‚Tierwohl-Standards‘, indem er an der ‚Initiative Tierwohl‘ teilnehme und sei noch nie auffällig geworden. Die ‚Initiative Tierwohl‘ wurde von der Branche selbst ins Leben gerufen. Überspitzt gesagt ist sie eine Präventiv-Taktik um Veröffentlichungen wie der unseren vorzubeugen. Die Initiative gibt der Landwirtschaft die Möglichkeit zu sagen - „Wir arbeiten daran“. Werden die Bedingungen betrachtet, ändert sich für die Tiere kaum etwas: 10% mehr Platz bedeuten nur einige DIN-A4 Zettel mehr pro Tier, eine Hand voll Stroh macht aus den tristen und reizarmen Betonbuchten auch keine grüne Wiese. Besonders angesichts dieser Bilder muss deutlich werden: Das ‚Tierwohl‘, für dass sich die Industrie selber einsetzt ist nichts als der blanke Hohn den Tieren gegenüber.

Auch die Veterinärkontrollen zeugen bei einer unangemeldeten Kontrolle von einer nicht zu beanstandenden Tierhaltung, was auch durch vorangegangene Kontrollen bestätigt wurde. 

Wie sind die Aufnahmen und besonders diese Fakten also zu werten? tierretter.de möchte mit den veröffentlichten Aufnahmen vor allen Dingen genau das, was Veterinärbehörde und Landwirt auch sagen, bezeugen: Tierhaltungen wie diese und das damit einhergehende Tierleiden sind die Norm in deutschen Ställen.

Die Alltäglichkeit des Tierleids

So werden beispielsweise die mit Kot verdreckten Tiere so erklärt, dass unter bestimmten klimatischen Bedingungen die Tiere sich im Dreck suhlen - auch in ihrem eigenen Kot. Aber ist das eine Erklärung oder eine Entschuldigung? Denn Schweine können nicht schwitzen, deswegen suhlen sich Wildschweine oder Schweine unter quasi freiheitlichen Bedingungen, um sich abzukühlen. Das machen sie aber mitnichten in ihrem eigentlichen Kot, sondern in einer Matschsuhle.

Schweine sind ausgesprochen reinliche Tiere, die sich Kotplätze abseits der Schlafgelegenheiten suchen. In den Betrieben und den engen Betonbuchten haben sie keinen Platz dafür. Sie müssen sich dort entleeren, wo sie schlafen. Und um sich abzukühlen haben sie keine Suhle, sondern sind gezwungen sich in ihrem eigenen Kot zu legen. Nur weil das alltäglich ist, heißt das aber doch nicht, dass das keine Tierquälerei ist. 

Ähnliche Argumente erklären vermeintlich auch die Maden, die in dem Betrieb aus dem Spaltenboden und der Kotgrube nach oben in den Bereich der Schweine wanderten. „Maden gibt es in jedem Betrieb“ - was vor allem Rückschlüsse auf die generell katastrophalen Lebensbedingungen der Tiere zulässt. Denn Schweine leben permanent über ihren eigenen Exkrementen, sie werden in einem Güllebehälter unter den Buchten gesammelt. Es stinkt entsetzlich.

Die Separierung eines kranken Tiers im Buchtengang wurde ebenfalls nicht bemängelt und zur Bindehautentzündung vieler Tiere: „Das kann in jedem Betrieb vorkommen“. Auf die Schweine, die nicht mehr in der Lage waren aufzustehen, wurde nicht eingegangen.

Also alles in Ordnung?

Der Landwirt sieht sich zu Unrecht am Pranger. Ein Pranger, den tierretter.de nie erstellt hat. Der Name des Betriebs war nur Pressevertretern und Pressevertreterinnen bekannt, um Rückfragen an den Betrieb zu stellen. Dass sein Name genannt wird, hat der Landwirt selber entschieden. tierretter.de kritisiert das System, unter dem die Schweine zu leiden haben - nicht die einzelnen Akteure, und damit auch die Landwirte, die das System am Leben erhalten. Eine Veränderung kann nur gesamtgesellschaftlich stattfinden. Und um eine Veränderung in Gang zu setzen braucht es eine Diskussion, die wir mit unseren Aufnahmen anregen möchten.

„Wir müssen die Tiere so halten, dass sie Leistung erbringen und dass wir damit auch ein Einkommen erzielen können.“ Mit dieser Aussage rechtfertigt der Landwirt die Aufnahmen und seine Schweinehaltung. Und damit formuliert er unsere Kritik an der ’Nutz’tierhaltung genauso, wie wir sie auch formulieren. Tiere in der Industrie sind nicht ihrer selbst willen, das können und sollen sie nicht sein. Schweine, Hühner, Rinder und viele andere Tierarten sollen vor allem eins - Profit bringen. Wenn nun Lobby und Branchenvertreter Begrifflichkeiten wie Tierwohl und Tierschutz ins Spiel bringen, ist das der blanke Hohn, denn Tierwohl und Tierschutz wäre es, diese Tiere gar nicht erst zu züchten um sie dann unter so grausamen Bedingungen einzusperren. 10% weniger Enge machen immer noch viele Schweine in winzigen Betonbuchten, ein Spielzeug oder eine Handvoll Stroh pro Tag sieht bestenfalls besser aus. Für die Tiere, die als genauso intelligent wie Hunde eingeschätzt werden, macht das kaum einen Unterschied.

Tiere werden in diesem System zu Waren degradiert. Ihre Körper werden verkauft, und an dem Ertrag werden sie gemessen. Genau dieses System gilt es zu kritisieren. Und genau diese systematische Ausbeutung wurde im Rahmen der Westfleisch-Veröffentlichung vor allem an diesem Stall klar.

 

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Westfleisch gehört zu den fünf größten Fleischkonzernen Europas, in Deutschland belegen sie den dritten Platz. Im Jahr 2016 hat das Unternehmen über 8 Millionen Schweine geschlachtet – tierretter.de hat recherchiert, wie es hinter den Stallwänden der Betriebe aussieht, die Westfleisch beliefern.

„Direkt von Bauern“ vs. Fleischgigant

Bei der Vermarktung suggeriert Westfleisch eine kleinbäuerliche Struktur – sie werben mit dem Slogan „Direkt von Bauern“. Auf der Homepage zeigen sich Bauern und erklären ihre Hobbys: Doppelkopf, Musikverein und Städtereisen – Bilder aus den Ställen finden sich dagegen kaum. Natürlich mästen viele verschiedene landwirtschaftliche Betriebe für Westfleisch, dennoch handelt es sich bei dem Konzern um einen Fleischgiganten.

Kein Einzelfall

Immer wieder rechtfertigte die Industrie Bilder wie diese, dass es sich um Einzelfälle oder einen einzigartigen Zustand in einem einzelnen Betrieb handele. Sechs zufällige Betriebe, wurden zu sechs zufälligen Zeiten kontrolliert. Es zeigt sich: Tierquälerei in jeder Bucht. Von Einzelfällen kann keine Rede sein – zumal Videos wie diese seit Jahren immer wieder das Licht der Öffentlichkeit erreichen. Die neuen Aufnahmen stammen aus zwei Bundeländern und verschiedenen Landkreisen. Ein Betrieb steht in Hessen, im Kreis Waldeck-Frankenberg, und fünf weitere in NRW aus den Landkreisen Paderborn, Höxter, Warendorf und Minden-Lübbecke.

Gesetze, die keiner beachtet

In allen sechs Betrieben, aus denen es Filmmaterial gibt, wurden Verordnungsverstöße gefunden, die teils erhebliches Leid bedeuten – zusätzlich zu den sowieso schon tierquälerischen Minimalanforderungen in der Schweinemast. In mehreren Betrieben wurden Schweine in den Buchtengängen separiert – das ist illegal. Sie haben keine Versorgung mit frischem Trinkwasser, wie es das Gesetz vorschreibt. In einem Betrieb wurde in ganzen Hallen das Wasser anscheinend Zeitweise abgestellt. Mehrfach wurde dokumentiert, dass die Ammoniak-Grenzwerte überschritten werden und manche verletzten Tiere wurden nicht separiert. In einem Betrieb gab es zwar Krankenbuchten – diese stellen aber mitnichten sicher, dass die Tiere dort genesen können. Im Gegenteil: In diesem Betrieb gab es auch eine unter 4qm große Bucht, in der allerdings 4 ausgewachsene Schweine untergebracht waren. In einem anderen Betrieb wurden systematisch Spaltenbreiten an den Buchtenenden überschritten.

Das legale Geschäft mit Tierquälerei

Schweine wollen leben – sie wollen rennen, wühlen, spielen und suhlen. Nichts davon können sie in Schweinemastbetrieben. Sie können nicht einmal einen Ort auswählen, an dem sie koten können. Die Buchten sind so eng, dass die reinlichen Tiere dort ihr Geschäft machen müssen, wo sie auch schlafen. Sie leben permanent in stickigen, dunklen Ställen. Immer wieder beißen sie sich gegenseitig in die Schwänze – das passiert, weil sie in den trostlosen und reizarmen Hallen verrückt werden. Und das obwohl in manchen Betrieben sogar mehr Spielzeug als vorgeschrieben vorhanden war. Als ‚Spielzeug’ gilt vor dem Gesetz bereits eine Eisenkette mit einem Stück Holz daran.

Ist Westfleisch schlimmer als andere Fleischkonzerne?

tierretter.de möchte mit dieser spezifischen Recherche zu Westfleisch mitnichten behaupten, es sehe in Westfleisch Betrieben schlimmer aus als in denen von Tönnies, Danisch-Crown, Vion, und Co. Ganz im Gegenteil: Gerade die gezielte Veröffentlichung von mehreren Betrieben soll deutlich machen, wie allgegenwärtig Tierquälerei in deutschen Ställen ist.

Ein unlösbares Problem?

Unsere Gesellschaft isst Fleisch – das ist unbestreitbar. Dennoch lösen Aufnahmen wie diese immer wieder einen Skandal aus. Wenn wir als reflektierte Verbraucher*innen und mündige Bürger*innen einen Wandel sehen wollen – müssen wir bei uns selbst beginnen. Jedes Tier will leben und für jedes Stück Fleisch muss ein Tier sterben und abgesehen von dieser grundsätzlich moralischen Problematik: Auch angeblich artgerechtere Stallhaltungen wie die Bioproduktion beschneiden die Bedürfnisse der Tiere eklatant.

Einzig eine rein vegane Ernährung bewirkt, dass für den privaten Konsum keine Tiere mehr genutzt werden. Aber für einen wirklichen gesellschaftlichen Wandel reicht das noch nicht. Wir alle müssen Stimme erheben für jene, die unter der Herrschaft des Menschen zu leiden haben. Wir müssen diese Bilder öffentlich machen und verbreiten, wir müssen zeigen, dass Tiere – genau wie wir – Schmerz empfinden und auch Freude empfinden.

Wir müssen in der Gesellschaft eine Moral etablieren, welche die Rechte aller Menschen und Tiere schützt – wir müssen schon heute damit anfangen! 

WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Höxter

 

WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Minden-Lübbecke


WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Paderborn


WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Paderborn


WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Warendorf


WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Waldeck-Frankenberg

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Wenn es um die grausamen Zustände in der Nutztierhaltung geht, kommt immer wieder die Frage auf, wer denn nun eigentlich die Verantwortung dafür trägt. Sind es die Verbraucher*innen, die tierische Produkte konsumieren? Sind es die Supermärkte, die diese Produkte verkaufen? Sind es die tierhaltenden Bäuerinnen und Bauern? Oder ist es die Politik, die die Zustände ignoriert, nicht nachhaltig verfolgt oder abstellt und am Ende die grundsätzliche Gewalt, denen Tiere in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind, sogar legitimiert und legalisiert?

tierretter.de e.V. vertritt die Ansicht, dass keine und keiner der Einzelakteure die alleinige Verantwortung trägt. Es handelt sich um ein System der Ausbeutung, das kulturell derart manifestiert ist, dass selbst kleine Veränderungen schwer umzusetzen sind. 

Wir alle können in unserem privatem Konsum Produkte tierischen Ursprungs vermeiden, uns rein pflanzlich ernähren und damit Teil eines Umschwungs sein, der aber für die vollständige Abschaffung der Tierausbeutung von der gesamten Gesellschaft und allen Akteuren mitgetragen werden muss. Nur ein breit gefächerter, aktiver Protest und Widerstand gegen die Ausbeutung von Tieren, egal unter welchen Bedingungen, kann die Tiere aus der Herrschaft des Menschen befreien. 

Es ist dennoch wichtig, sich auch die einzelnen Teilbereiche in der Verantwortungsfrage genauer anzusehen. tierretter.de e.V liegt Bildmaterial vor, das aus den Ställen der derzeit amtierenden Landwirtschaftsministerin in NRW stammt.

„Weltweit vorbildlich hohes Tierschutzniveau“?

Schweine mit massiven Verletzungen, dunkle Ställe, Dreck, kaum Bewegungsmöglichkeiten - die Aufnahmen sind schwer zu ertragen und dennoch kein Skandal. Denn der Betrieb agiert größtenteils legal. Die Schweine leben typischerweise auf Spaltenböden, die Exkremente werden direkt unter ihnen gelagert. Manche Stallbereiche sind verdreckt, es stinkt fürchterlich. Dabei können Schweine wesentlich besser riechen als wir Menschen und haben empfindliche Nasen. Während jene Aktivisten, die den Stall nach dem Filmeinsatz wieder verlassen können, verbringen die Tiere hier ihr ganzes Leben. In einem Stallbereich werden Ammoniakwerte von bis zu 46ppm gemessen. Erlaubt sind in Deutschland dauerhaft nur 20ppm. Ebenfalls nicht verordnungskonform ist, dass in einem Stall anscheinend systematisch nachts das Trinkwasser in den Nippeltränken abgestellt wird. Den Tieren muss ständig frisches Trinkwasser zur Verfügung stehen. Das Restwasser, das in den Futtertrögen steht, reicht nicht aus! Verordnungsverstöße im Stall jener Person, die nun in hoher Instanz für die Landwirtschaft verantwortlich ist?

Lichtleere Ställe

Auffällig ist ebenfalls, dass manche Stallungen auf dem Gelände extrem lichtarm sind. So muss beispielsweise den Tieren auch nachts ein Orientierungslicht zur Verfügung stehen. Einige Hallen sind aber stockfinster. Sonnenlicht fällt auch tagsüber kaum in die Hallen. Sie haben keine oder nur wenige und sehr kleine Fenster. Auch tagsüber müssen diese Bereiche künstlich beleuchtet werden. Deutschland hat Vorschriften für Schweineställe erlassen, damit solche Hallen eigentlich nicht mehr gebaut werden dürfen. Allerdings gibt es einen Stichtag, der allen Betrieben die davor gebaut haben erlaubt, weiterhin betrieben zu werden. Die Leidtragenden dieser Regelung sind einmal mehr die Tiere.

Massive Verletzungen

Die Krankenbuchten zeigen das ganze Leid. In einer Nacht sind über 15 Tiere dort separiert aufgrund erheblicher Verletzungen. Teilweise fehlen den Tieren die kompletten Schwänze. Kannibalismus ist in Schweinemastbetrieben ein erhebliches Problem. Die neugierigen Tiere, die gerne herumlaufen, sich suhlen oder im Boden wühlen, sind in den reizarmen Hallen zu lebenslanger Langeweile verdammt. Eisenketten mit Holzkeilen sollen ihren Spieltrieb befriedigen. Dass diese Maßnahme blanker Hohn ist zeigt sich, da die Schweine anfangen sich gegenseitig zu beißen, was zu solchen und ähnlichen Verletzungen führen kann.

Ein Großteil der verletzten Tiere ist zwar in sogenannten Krankenbuchten separiert und augenscheinlich mit Blauspray behandelt, die Tiere sind aber derart verletzt, dass diese Verletzungen niemals heilen werden. Verantwortlich sind dafür die tierunwürdigen Haltungsbedingungen und so zeigen die Aufnahmen auch Szenen, wie ein Schwein gerade von einem Artgenossen angefressen wird. Für die Tiere eine einzige Quälerei!    

Kein Einzelfall!

tierretter.de e.V. liegen nicht nur Aufnahmen aus diesem Betrieb, sondern auch aus vier weiteren Schweineställen aus dem Landkreis Steinfurt vor. Die Aufnahmen ähneln sich: Spaltenboden, verletzte Tiere, unerträgliche Langeweile. Tierquälerei hat in Deutschland System und ist zumeist sogar gesetzlich legitimiert. In einem Schweinezuchtbetrieb entdeckt das Filmteam weitere Verordnungsverstöße, dort sind die Kastenstände für die Sauen nach gesetzlichen Vorgaben zu klein.    

Langanhaltendes Leid

Aus dem Betrieb der derzeit amtierenden Landwirtschaftsministern (CDU, Stand Juli 2017) sind außerdem tierärztliche Protokolle aufgetaucht, die folgendes zeigen: In diesem Stall gibt es immer wieder Probleme mit dem Tierschutz. Die Dokumente, die bis ins Jahr 2011 zurückreichen offenbaren, dass Pneumonie (Lungenerkrankung), Streptokokken- und Staphylokokken-Infektionen, und sogar Endoparasiten und Coli-Enteritis in der Vergangenheit in dem Stall diagnostiziert wurden. Diese Krankheiten können sich besonders durch mangelhafte hygienische Bedingungen verbreiten. Ohr- und Hautnekrosen wurden ebenfalls mehrfach auf den Befunden festgehalten.

Interessenkonflikt durch Tierwirte und Tierwirtinnen in der Politik

Das Landwirtschaftsministerium ist nicht nur für die Landwirtschaft und somit auch nicht nur für die tierhaltenden Bäuer*innen, sondern vor allem auch für den Tierschutz zuständig. Dabei stehen die Tierwirte den Tieren in einer Fundamentalopposition entgegen. Während die Landwirtschaft Tiere mästen und töten will, wollen die Tiere in Freiheit leben und natürlich NICHT getötet werden. Solange die Interessen beider Gruppen unter einem Dach verhandelt werden und dann zudem noch Tierwirtinnen selber dieses Ministerium leiten, kann und wird die daraus resultierende Politik nur auf Kosten der Tiere gehen können!

Bis zur Ernennung als Landwirtschaftsministerin war sie selber aktive Landwirtin und die Stallungen lagen in ihrem Verantwortungsbereich. Aus diesem Zeitraum stammen auch die Aufnahmen, die tierretter.de e.V. vorliegen. Mittlerweile hat sie sich, nach eigener Aussage, als aktive Landwirtin aus dem Betrieb zurückgezogen.

Rücktrittsforderung?

Welche Schlussfolgerungen zieht tierretter.de e.V. aus diesen Bildern und Informationen? Fordern wir den Rücktritt der gerade ins Amt gehobenen Landwirtschaftsministerin? Mitnichten! Die Landesregierung wurde demokratisch gewählt. Ob und wie sie weiterhin für ihr neues Amt geeignet ist oder nicht, das muss der Meinung des Volkes, der Landesregierung, ihr selbst und nicht zuletzt des Ministerpräsidenten von NRW überlassen werden.

Wir stellen unsere Forderungen klar an die Gesellschaft! Wir brauchen eine starke und differenzierte Diskussion über unser Verhältnis zu Tieren - diese Diskussion sollte sich weniger um die Art und Weise wie wir Tiere halten und töten drehen, sondern vielmehr um die Frage, ob es überhaupt moralisch gerechtfertigt ist, Tiere für unseren Konsum zu züchten, einzusperren und zu töten.

Mit der Veröffentlichung dieser Aufnahmen möchten wir einen Beitrag zu der Diskussion leisten und hoffen, dass alle Bürger*innen sich selber die Frage stellen, ob Menschen, die selber mit der Produktion von Fleisch Geld verdient haben und Stallungen auf deren Privatgelände nur wenige Meter vom Wohnhaus entfernt stehen, politisch die Zukunft der Landwirtschaft und den betroffenen Tieren verhandeln sollten.    

Verbandsklagerecht retten!

Das Verbandsklagerecht und besonders die Stellung der CDU dazu verdeutlicht in welche Richtung die Politik der neuen Regierung in Bezug auf den Tierschutz gehen wird. Das Verbandsklagerecht, welches einigen anerkannten Tierschutzvereinen in NRW ermöglicht stellvertretend im Namen der Tiere zu klagen, wollte die CDU bereits Anfang 2017 in ihrer Position als Opposition kippen. Der Versuch scheiterte jedoch zunächst. Ab Mitte 2017 ist dies der neuen Landesregierung jetzt möglich. Auch die amtierende Landwirtschaftsministerin selber äußerte sich bereits zum Verbandsklagerecht und unterstellte, dass damit alle Tierhalter unter einen Generalverdacht gestellt werden würden ihre Tiere unsachgemäß zu halten. Welche Schlüsse aus dieser Aussage in Bezugnahme auf die Bilder getroffen werden, überlassen wir unseren Leser*innen.

Das Tierschutz-Verbandsklagerecht ist ein wichtiges Instrument für Tierrechte und muss vielmehr noch weiter ausgebaut werden. Stattdessen möchte die CDU diesen Fortschritt sogar rückgängig machen. In unserer Direkt-Petition können sie die verantwortlichen Stellen für dieses Thema sensibilisieren und den Erhalt des Verbandsklagerechts, auch in einem schwarz-gelb regierten Nordrhein-Westfalen fordern: ZUM UNTERZEICHNEN HIER KLICKEN

Wie kann jede und jeder von uns den Tieren helfen?

Die Entscheidung dieses System der Ausbeutung nicht länger durch unseren Konsum mitzufinanzieren und sich rein pflanzlich zu ernähren ist dabei nur ein erster Schritt. Wir müssen mit unsere Freund*innen, Bekannte und Bekannten und unserer Familie über dieses Thema diskutieren und die unsichtbaren Opfer hinter Fleisch, Milch und Eiern in die Köpfe der Menschen bringen. Wir müssen uns laut, kreativ und gemeinsam für die Rechte von allen Tieren einsetzen und eine Bewegung bilden, die sich kompromisslos für die Freiheit einsetzt!

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Immer wieder veröffentlichen Tierrechtsvereine Bildmaterial aus den Ställen der sogenannten Nutztierindustrie. Und so sehr sich die Bilder ähneln, so ähnelt sich auch die Reaktion der tierhaltenden Landwirte und Landwirtinnnen und deren Lobby: „Alles Einzelfälle“ oder „Dort gab es Verordnungsverstöße, in den legalen Ställen ist alles in Ordnung“.

 

Das legale Leid

Etwa 1.100 Sauen produzieren in dem Betrieb im Landkreis Harz Ferkel für die Fleischproduktion. Die Muttersauen sind eingesperrt in enge Käfige, sogenannte Ferkelschutzkörbe. Diese sollen verhindern, dass die Sauen ihre eigenen Ferkel erdrücken. Hier ist die Fixierung zur Bewegungslosigkeit die Lösung der Industrie für ein Problem, das sie erst selbst geschaffen hat. Denn nur aufgrund der extremen Enge der Haltungsform und der Zucht auf besonders große und schwere Sauen, die sich, wenn sie sich hinlegen nur noch fallen lassen können, führen zu diesem Problem. Tatsächlich sterben in der Industrie viele Ferkel gerade aufgrund der Ferkelschutzkörbe. Sie ersticken, eingedrückt zwischen Muttersau und Metallstäben oder weil sie keine Möglichkeit haben der Sau auszuweichen.    

 

Tote Ferkel - überall

Ferkel sind in der Industrie eine Wegwerfware die nur über die enorme Menge Profit abwerfen, degradiert zu Waren. Und wenn sie nicht so funktionieren, werden sie entsorgt. Immer wieder finden die Aktiven des Tierrechtsvereins tote Ferkel. In den Buchten zwischen den Artgenossen, in einem Wagen im Gang, vor der Stalltür. Besonders schrecklich ist das Bild einer Schubkarre, die bis über die Hälfte gefüllt ist mit einst fühlenden Lebewesen. Weggeworfen wie Müll.

 

Eine angeblich artgerechte Tierhaltung findet nicht statt!

Nachdem die Ferkel von der Mutter getrennt werden, werden sie in Buchten verfrachtet, in denen sie für wenige Wochen gemästet werden um dann an andere Mastbetriebe verkauft werden. Spaltenboden bedeutet für die Anlagenbetreiber und –betreiberinnen weniger Arbeit und eine praktischste sowie angeblich hygienische Kotentsorgung, wenn viele Tiere auf engem Raum gehalten werden. Für die Tiere bedeutet diese Art der Tierhaltung jedoch, dass sie ihr gesamtes Leben über den eigenen Exkrementen leben müssen. Es stinkt, es ist dreckig, besonders unangenehm für die reinlichen Tiere, die Schweine eigentlich sind. Lebenslange Qual ist in diesem System vorprogrammiert. Der natürliche Spieltrieb wird unterdrückt. Eisenketten, die in die Buchten gehangen werden, sollen für Ablenkung sorgen. An wühlen, buddeln, suhlen oder gar einen Nestbau brauchen diese Schweine gar nicht erst denken. Das Filmteam dokumentiert einige Tiere, die blutige Ohren oder Schwänze haben. Aus Frust werden die Schweine fast wahnsinnig und fangen an, ihre Artgenossen zu beißen. Dies sind alles die legalen Folgen der Gesetze, die regeln, dass Tiere so gehalten werden dürfen.

 

Ein paar Verstöße gibt es dann doch

In einigen Hallen brennt auch nachts taghelles Licht, in einer Bucht ist der Spaltenboden verstopft, in einer anderen Bucht ist der Spaltenboden kaputt und einige Tiere weisen Verletzungen auf und hätten längst separiert und tierärztlich versorgt werden müssen.

 

Die versteckten Kameras enthüllen das ganze Leid

In der Vergangenheit haben Tierrechts-Dokumentationsteams immer wieder aufgedeckt, dass angeblich nicht überlebensfähige Ferkel einfach auf den Boden oder gegen Buchtenkanten geschleudert werden, um sie zu töten. Diese Praktik des Tötens sorgte 2014 für einen handfesten Skandal in der Landwirtschaft.

Nicht zuletzt die Politik und die Landwirtschaft versprachen Besserung und genauere Kontrollen. In der Realität wird in der Schweinezucht auch drei Jahre nach der Aufdeckung noch weiter illegal totgeschlagen. Denn die Kameras zeigen, wie ein Arbeiter zwei Ferkel aus den Buchten nimmt und diese mit dem Kopf voran gegen den Boden schleudert. Die kleinen Tiere zeigen danach noch Anzeichen von Leben – teilweise minutenlang!

Obwohl diese äußerst brutale Art der Tötung eigentlich noch nie legal gewesen ist, gaben damals mehrere Bundesländer spezielle Durchführungserlässe heraus, die das Töten von Ferkeln gesetzlich regeln. Auch in Sachsen-Anhalt, wo die aktuellen Bilder entstanden sind. tierretter.de e.V. hat Strafanzeige gegen den Betreiber der Anlage erstattet.

Tiere sind Ware – ob legal oder illegal gehalten

Ob einzelne Skandalbetriebe oder legal agierende Betriebe – das Tierleid wird überall von dem gleichen Ursprung gerechtfertigt: „Wir dürfen Tiere nutzen“. Aber warum sollten wir Menschen das dürfen? Wer oder was gibt uns das Recht dazu? Tiere können genauso Freude empfinden, genauso Leid empfinden, wie wir Menschen. Und der Mensch kann problemlos ohne Produkte tierischen Ursprungs überleben. Fleisch ist keine Lebensnotwendigkeit. Allein der Genuss und der angeblich gute Geschmack von toten Körpern kann diese Tierleiden nicht rechtfertigen. Und wenn wir doch unseren eigenen Vorteil, den Luxus und die Genügsamkeit über die Belange anderer Lebewesen stellen würden, dann wären Tür und Tor für einige Ausbeutungsformen geöffnet, von denen wir in unserer angeblich emanzipierten Gesellschaft doch eigentlich schon längst Abstand genommen hatten.  

Die Vorgehensweise von Rechercheteams...

...steht besonders in den letzten Wochen wieder vermehrt in der Kritik. Dieser Fall zeigt besonders eindrucksvoll, dass viel Tierleid schlichtweg unentdeckt bleiben würde, wenn es nicht Menschen gäbe, die dazu bereit sind in den Ställen nachts und unangemeldet die wahren Zustände zu dokumentieren. Rechercheteams verstehen sich nicht als verlängerter Arm der Veterinärbehörden, sie sind stille Beobachter, die ihre Informationen bei Bedarf an die Behörden weitergeben. Der hier gezeigte Betrieb, ein Vorzeigestall, würde bei einer Kontrolle des zuständigen Veterinäramtes wohl kaum auffällig werden, denn die Straftaten passieren hier erst, wenn die Arbeiter und Arbeiterinnen alleine im Stall sind: Ein Ferkel ist schnell totgeschlagen, wenn niemand hinschaut. Sollte die Industrie und deren Lobby wirklich an ihre Rechtfertigungen, dass dies alles nur Einzelfälle seien glauben, dann müssten sie uns dankbar sein, dass wir die Machenschaften der Übeltäter aufdecken. Die aufgebrachten Reaktionen nach jeder einzelnen Veröffentlichung von Bildern aus Ställen zeigen nur einmal mehr, dass es eine schlichte Verteidigungsmethode ist, um die Diskussion nicht auf die wirklichen Belange der Tiere kommen zu lassen. Denn Tierwirtschaft ist immer Ausbeutung. Ausbeutung ist niemals einvernehmlich. In einer emanzipierten Gesellschaft darf Ausbeutung weder toleriert noch akzeptiert werden.

Tierquälerei ist Alltag

Wegwerfware: Ferkel

Mehrere Medien haben über unsere Veröffentlichung berichtet:

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