Wann werden diese Tierquäler endlich gestoppt?

Als Aktivisten des Vereins tierretter.de dem Hinweis einer Informantin im Kreis Diepholz (Niedersachsen) nachgingen, stießen sie auf einen Fall der nicht nur die erfahrenen Tierschützer erschütterte, sondern der zugleich die Frage aufwarf: „Warum hat bisher kein deutsches Gericht diese Tierquäler gestoppt?“

Auf einem heruntergekommenen Hof in Dörriehloh (Gemeinde Varrel, Niedersachsen) habe die ehemalige Besitzerin zwei Schweine und etliche Katzen zurückgelassen, die Zustände seien erschreckend und die Tiere in absoluter Not. So lautete die Meldung einer Informantin an den Verein tierretter.de. Die Aktivisten des Vereins handelten sofort.

„Die Besitzer des Hofes sind keine Unbekannten und ich hatte bereits im Jahr 2002 mit Barabara B. und ihrem Mann zu tun“ so Stefan Bröckling von tierretter.de. Damals hielt das Paar in Bevern bei Holzminden etwa 40 Hängebauchschweine, mindestens die gleiche Anzahl an Hunden, ca. 300 Meerschweinchen, etliche Katzen und Frettchen unter schlimmsten Bedingungen. Ein Pony war so abgemagert, dass das hinzugezogene Veterinäramt die umgehende Einschläferung verfügte.

Noch am selben Tag begann der Abtransport der geschundenen Tiere. Die Eheleute B. verließen Bevern und zogen in einen anderen Landkreis. Dieses Verhalten legen sie bis heute immer dann an den Tag, wenn ihnen die Zustände völlig über den Kopf wachsen.

Ihr jahrelanges tierquälerisches Treiben in Dörrieloh ist durch unzählige Gerichtsverfahren und Zeitungsmeldungen eindeutig dokumentiert. Allein die Kreiszeitung berichtete immer wieder über Tierschutzvergehen, Beschlagnahmungen und Anordnungen durch die Behörden bis hin zum Tierhalteverbot. Auch von einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten für Frau B. sowie zwölf Monaten für Herrn B. wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ist die Rede.

Im November 2010 gab es einen ersten Großeinsatz in Dörrieloh, die Veterinärbehörde beschlagnahmte gemeinsam mit der Polizei über 100 Hunde auf dem Hof der Eheleute B. Tote und vernachlässigte Tiere säumen den Weg des Ehepaars. Doch fragt man Barbara B. ist sie sich keiner Schuld bewusst. Vielmehr sei Sie Opfer einer großen Verschwörung gegen Ihre Person.

Als die Tierrechtsaktivisten des Vereins tierretter.de dem aktuellen Hinweis der Informantin nachgingen, fanden sie ein völlig verwahrlostes Anwesen vor. Neben Unmengen an Müll verrottete hier unter freiem Himmel palettenweise Tierfutter, Katzenstreu, Aufzuchtmilch, Tierspielzeug und vieles mehr. Vermutlich alles Spenden, die Frau B. unter dem Deckmantel des Tierschutzes gesammelt hat.

„Wir haben versucht die Verantwortlichen vor Ort zu kontaktieren um sie zur Rede zu stellen, was uns aber weder im Vorfeld noch beim Einsatz gelang“ berichtet Patrick Sabatkiewicz von tierretter.de. Verwundert hat uns das nicht, da uns die Informantin glaubhaft erzählte, dass das Grundstück seit Mitte Dezember unbewohnt sei und Barbara B. ins gut 200 km entfernte Clausthal-Zellerfeld gezogen ist, um dort den Aufbau eines neuen Gnadenhofs voranzutreiben.

Alarmiert von den Zuständen durchsuchten die Tierschützer das heruntergekommene und vermüllte Gelände und entdeckten die Schweine in einer angrenzenden Stallung. Was diese Tiere hier schon lange durchmachten lässt sich nur erahnen. Der Boden des Stalls war mit scharfkantigen Blechdosen bedeckt, daneben Unmengen an Sperrmüll, Stromkabel und weitere ernstzunehmende Verletzungsgefahren. Was die Aktivisten allerdings nicht fanden war geeignetes Futter und Trinkwasser.

Die Tierschützer waren sich einig, hier konnten und durften die Schweine nicht bleiben. „Gerichte und Ämter haben diese Tiere in Stich gelassen, doch wir versprachen den Schweinen an diesem Tag, sie aus diesem Elend zu retten“ so Christian Adam von tierretter.de.

Ein Platz auf einem echten Gnadenhof war schnell gefunden und so handelten die Aktivisten wenige Tage später. Als sie begannen, eine Gasse für den Abtransport der Schweine durch den vermüllten Hof zu bauen, hörte einer von Ihnen ein Geräusch aus dem Haus. Was sie fanden, als sie dem Geräusch nachgingen, erschütterte sie zutiefst.

Hinter einem glücklicherweise offenen Fenster entdeckten sie ein Hängebauchschwein. Das Tier vegetierte in einem kleinen Badezimmer, völlig apathisch und geschwächt, zwischen schimmeligem Kot, leeren Futterdosen und Stoffresten. Auch dieses Tier musste umgehend gerettet werden um  Schlimmeres zu verhindern.

Nach diesem erschreckenden Fund durchsuchten die Aktivisten das gesamte Haus um sicherzustellen, dass keine weiteren Tiere in Not waren. Doch bereits im nächsten Raum wurden sie fündig. Neben schimmelndem Futter und Kot lag eine Taube. Sie konnte nicht fliegen und ihre Krallen waren stark deformiert. Die Aktivisten wussten, ohne tierärztliche Hilfe würde dieses geschwächte Tier in Kürze sterben. Systematisch arbeiteten sie sich von Raum zu Raum. Das ganze Haus war voll Schimmel, Kot und Müll. Lebende Tiere fanden sie an diesem Tag keine mehr, dafür eine bereits verstorbene Katze, die sich augenscheinlich zum Sterben in eine Zwischendecke zurückgezogen hatte.

Stefan Bröckling von tierretter.de: „Wir machen uns Vorwürfe nicht eher vor Ort gewesen zu sein um mehr Tiere retten zu können, doch wir sind auch sehr froh, für die Taube, einen Hahn und die drei Schweine eine liebevolle Bleibe gefunden zu haben.“ Die Geschichte rund um das Ehepaar B. zeigt nur allzu deutlich, was man Tieren trotz behördlicher Überwachung über Jahrzehnte hinweg in Deutschland antun kann, ohne ernsthafte Konsequenzen befürchten zu müssen. So macht Barbara B. jetzt scheinbar einfach in Clausthal-Zellerfeld weiter. Als die Aktivisten von tierretter.de den Hof im Kreis Goslar besuchten, fanden sie erneut Missstände vor: ein Schuppen voller Schrott und einer zerbrochenen Fensterscheibe, in dem sich wohl immer wieder auch Ziegen aufhielten, wie frischer Kot dieser Tiere belegte. Pferde ohne Futter und ausreichend Wasser auf ca. 40-70 cm hohem Mist und etliche Hunde. Die zuständigen Behörden wurden in Kenntnis gesetzt.

Unser Rechtssystem bietet solchen Personen leider weit mehr Freiraum als sie verdienen. Es ist in unseren Augen ein System, dass Tierquäler schützt und Tiere zu Gegenständen degradiert, mit denen man machen kann, was man will. Selbst wenn es viel Leid und auch den Tod bedeuten kann. Der Tierschutz steht in Deutschland seit 2002 im Grundgesetz. Es wird Zeit, dass die Tiere davon endlich etwas zu spüren bekommen.

 

... und so leben die bei dieser Recherche geretteten Tiere heute:

 

Ihnen gefällt was wir tun?

Dann werden Sie aktiv und unterstützen unsere Arbeit mit einer Spende oder Mitgliedschaft.

Mitglied werdenJetzt spenden

Medienberichte:

Kreiszeitung - Artikel vom 14.03.2015

RTL Punkt12 - TV Beitrag vom 12.03.2015

Profitgieriger Pferdehandel - Tierhaltung aufgelöst

Wie bereits der Begriff „Handel“ vermuten lässt, liegt das Interesse eines Tierhändlers in erster Linie in der Vermehrung seines Geldeinsatzes. Tiere werden eingekauft, kostengünstig gehalten, billig gemästet und mit größtmöglichem Gewinn weiterverkauft. Sei es das Küken, das in der Turbomast innerhalb weniger Wochen zum gewünschten Schlachtgewicht gepusht wird, oder das Kalb, welches direkt nach der Geburt der Mutter entrissen wird, um entweder möglichst viel Milch zu produzieren oder schnellstmöglich als fettes Stück Fleisch säuberlich portioniert in der Metzgerauslage zu liegen. Tiere und Handel haben in Verbindung miteinander immer mit Leid zu tun, der vermeintliche Gewinner ist der Mensch. Das Tier zahlt drauf, meistens mit dem Leben. 

Einen solchen Tierhändler konnten wir in Nordrhein-Westfalen im Kreis Coesfeld ausfindig machen. Der kaufte über Suchanfragen in Kleinanzeigen immer wieder alte, kranke und ungeliebte Pferde auf , um sie mit minimalem Aufwand Geldgewinnorientiert weiter zu veräußern. Neben der Tatsache, dass der Mann seine oftmals kranken Pferde in keiner Weise tierärztlich behandeln ließ, war die Weide, auf der immer wieder andere Pferde zu sehen waren, lediglich mit einem alten, rostigen Stacheldraht umzäunt, was eine nicht akzeptable Gefahrensituation für die Tiere darstellte. Im Bereich der Tränke sah es ähnlich aus, mit Stacheldraht umwickelte Holzbalken deckten einen Teile Tränke so ab, dass die Pferde sich leicht verletzen konnten. 

 

Der Gesundheitszustand der Pferde auf der Weide war ebenfalls erschreckend. So konnten wir über einen längeren Zeitraum immer wieder an verschiedenen Pferden beobachten, dass sowohl der augenscheinliche Allgemeinzustand (verfilztes Fell, entzündete Augen etc.) als auch teilweise der gesamte Bewegungsapparat der Tiere krankhaft veränderte Tendenzen zeigte. Immer wieder fallen uns in solchen Fällen insbesondere Erkrankungen im Bereich der Hufe auf, was auf mangelnde Hufpflege hinweist. Kein Wunder, denn die wird normalerweise von einem Hufschmied vorgenommen, und der kostet den Pferdehändler bares Geld. Geld, das er letztendlich von seinem Profit in Abzug bringen muss. 

Die hier aufgezeigte Pferdehaltung im Kreis Coesfeld hatten wir umgehend beim zuständigen Veterinäramt zur Anzeige gebracht. Zunächst jedoch mit mäßigem Erfolg. Zwar wurde auflagengemäß ein Tierarzt konsultiert, doch die erwartete große Veränderung der Pferdehaltung und die damit verbundene Verbesserung für die Pferde blieb aus. Erst nachdem wir über die lokale Presse größeren, öffentlichkeitswirksam  Druck ausgeübt hatten  tat sich etwas. Letztendlich konnte der Pferdehändler diesem Druck nicht standhalten und hat den Handel mit Tieren offenbar aufgegeben.