Westfleisch gehört zu den fünf größten Fleischkonzernen Europas, in Deutschland belegen sie den dritten Platz. Im Jahr 2016 hat das Unternehmen über 8 Millionen Schweine geschlachtet – tierretter.de hat recherchiert, wie es hinter den Stallwänden der Betriebe aussieht, die Westfleisch beliefern.
„Direkt von Bauern“ vs. Fleischgigant
Bei der Vermarktung suggeriert Westfleisch eine kleinbäuerliche Struktur – sie werben mit dem Slogan „Direkt von Bauern“. Auf der Homepage zeigen sich Bauern und erklären ihre Hobbys: Doppelkopf, Musikverein und Städtereisen – Bilder aus den Ställen finden sich dagegen kaum. Natürlich mästen viele verschiedene landwirtschaftliche Betriebe für Westfleisch, dennoch handelt es sich bei dem Konzern um einen Fleischgiganten.
Kein Einzelfall
Immer wieder rechtfertigte die Industrie Bilder wie diese, dass es sich um Einzelfälle oder einen einzigartigen Zustand in einem einzelnen Betrieb handele. Sechs zufällige Betriebe, wurden zu sechs zufälligen Zeiten kontrolliert. Es zeigt sich: Tierquälerei in jeder Bucht. Von Einzelfällen kann keine Rede sein – zumal Videos wie diese seit Jahren immer wieder das Licht der Öffentlichkeit erreichen. Die neuen Aufnahmen stammen aus zwei Bundeländern und verschiedenen Landkreisen. Ein Betrieb steht in Hessen, im Kreis Waldeck-Frankenberg, und fünf weitere in NRW aus den Landkreisen Paderborn, Höxter, Warendorf und Minden-Lübbecke.
Gesetze, die keiner beachtet
In allen sechs Betrieben, aus denen es Filmmaterial gibt, wurden Verordnungsverstöße gefunden, die teils erhebliches Leid bedeuten – zusätzlich zu den sowieso schon tierquälerischen Minimalanforderungen in der Schweinemast. In mehreren Betrieben wurden Schweine in den Buchtengängen separiert – das ist illegal. Sie haben keine Versorgung mit frischem Trinkwasser, wie es das Gesetz vorschreibt. In einem Betrieb wurde in ganzen Hallen das Wasser anscheinend Zeitweise abgestellt. Mehrfach wurde dokumentiert, dass die Ammoniak-Grenzwerte überschritten werden und manche verletzten Tiere wurden nicht separiert. In einem Betrieb gab es zwar Krankenbuchten – diese stellen aber mitnichten sicher, dass die Tiere dort genesen können. Im Gegenteil: In diesem Betrieb gab es auch eine unter 4qm große Bucht, in der allerdings 4 ausgewachsene Schweine untergebracht waren. In einem anderen Betrieb wurden systematisch Spaltenbreiten an den Buchtenenden überschritten.
Das legale Geschäft mit Tierquälerei
Schweine wollen leben – sie wollen rennen, wühlen, spielen und suhlen. Nichts davon können sie in Schweinemastbetrieben. Sie können nicht einmal einen Ort auswählen, an dem sie koten können. Die Buchten sind so eng, dass die reinlichen Tiere dort ihr Geschäft machen müssen, wo sie auch schlafen. Sie leben permanent in stickigen, dunklen Ställen. Immer wieder beißen sie sich gegenseitig in die Schwänze – das passiert, weil sie in den trostlosen und reizarmen Hallen verrückt werden. Und das obwohl in manchen Betrieben sogar mehr Spielzeug als vorgeschrieben vorhanden war. Als ‚Spielzeug’ gilt vor dem Gesetz bereits eine Eisenkette mit einem Stück Holz daran.
Ist Westfleisch schlimmer als andere Fleischkonzerne?
tierretter.de möchte mit dieser spezifischen Recherche zu Westfleisch mitnichten behaupten, es sehe in Westfleisch Betrieben schlimmer aus als in denen von Tönnies, Danisch-Crown, Vion, und Co. Ganz im Gegenteil: Gerade die gezielte Veröffentlichung von mehreren Betrieben soll deutlich machen, wie allgegenwärtig Tierquälerei in deutschen Ställen ist.
Ein unlösbares Problem?
Unsere Gesellschaft isst Fleisch – das ist unbestreitbar. Dennoch lösen Aufnahmen wie diese immer wieder einen Skandal aus. Wenn wir als reflektierte Verbraucher*innen und mündige Bürger*innen einen Wandel sehen wollen – müssen wir bei uns selbst beginnen. Jedes Tier will leben und für jedes Stück Fleisch muss ein Tier sterben und abgesehen von dieser grundsätzlich moralischen Problematik: Auch angeblich artgerechtere Stallhaltungen wie die Bioproduktion beschneiden die Bedürfnisse der Tiere eklatant.
Einzig eine rein vegane Ernährung bewirkt, dass für den privaten Konsum keine Tiere mehr genutzt werden. Aber für einen wirklichen gesellschaftlichen Wandel reicht das noch nicht. Wir alle müssen Stimme erheben für jene, die unter der Herrschaft des Menschen zu leiden haben. Wir müssen diese Bilder öffentlich machen und verbreiten, wir müssen zeigen, dass Tiere – genau wie wir – Schmerz empfinden und auch Freude empfinden.
Wir müssen in der Gesellschaft eine Moral etablieren, welche die Rechte aller Menschen und Tiere schützt – wir müssen schon heute damit anfangen!
WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Höxter
WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Minden-Lübbecke
WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Paderborn
WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Paderborn
WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Warendorf
WESTFLEISCH Zulieferbetrieb Kreis Waldeck-Frankenberg
Ihnen gefällt was wir tun?
Dann werden Sie aktiv und unterstützen unsere Arbeit mit einer Spende oder Mitgliedschaft.