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‚Milchkuh’betrieb in NRW – Anzeige erstattet

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Würde mensch die Verhaltensweisen von Kühen und Rindern in semi-natürlichen Umgebungen mit jenen in intensiven Produktionssystemen vergleichen, würde nicht viel übrig bleiben, was man als ’natürlich‘ bezeichnen könnte. Das gesamte Leben der Kühe folgt dem Willen des Menschen zu der prakti- und profitabelsten Form der Ausbeutung. Die Trennung von Kuh und Kalb, das unmögliche Ausbilden von Sozialstrukturen, das künstliche Säugen von Kälbern und die verhinderte Futtersuche sind nur einige der Sachbestände, die das Leben einer Kuh in der Milchproduktion zu einer einzigen Qual machen. Dazu kommen noch körperliche Verstümmelungen (das Ausbrennen der Hörner) sowie die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, die (un-)hygienischen Bedingungen und die nicht selbstbestimmte Fortpflanzung der Tiere.

All das klingt schrecklich, grausam und ungerecht, ist aber absoluter Standard innerhalb der Produktion von Milchprodukten und vollkommen legal – gedeckelt durch die Tierschutznutztierhaltungsverordnung. Möglich macht dies die gesellschaftlich etablierte Annahme, dass der Mensch einen ‚Nutzungsanspruch‘ auf ‚landwirtschaftliche Nutztiere’ habe. Dass der Mensch diese Tiere durch die Zucht erst ‚nutzbar gemacht‘ hat und die ideologische Unterscheidung von bsplw. ‚Nutz‘-, ‚Wild‘- und ‚Haustieren‘ somit ad absurdum geführt wird, ist ein gern vergessener Aspekt.

Bereits vor einigen Monaten haben wir Aufnahmen aus einem ‚Milchkuhbetrieb‘ veröffentlicht (Siehe hier: LINK), die jene Leiden der Tiere verdeutlicht haben.

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Anfang 2016 erhielten wir nun einen weiteren Hinweis auf einen kleineren Stall mit ‚Milch’kühen in Nordrhein-Westfalen. Es ist ein kleinerer Betrieb, knapp 100 Tiere, mitten im Dorf. Besonders angesichts der Reaktionen auf unsere letzte Veröffentlichung in Bezug auf Milch, die unsere Videoaufnahmen als Ausnahme betitelten oder die Zustände auf die Größe des Betriebs zurückführen wollten, zeigt sich: Die Größe des Betriebs hat keine bzw. kaum Konsequenzen für das einzelne Tier. Rutschiger Spaltenboden bleibt rutschiger Spaltenboden, ausgebrannte Hörner bleiben ausgebrannte Hörner, die Wegnahme der Kälber direkt nach der Geburt bleibt die Wegnahme der Kälber direkt nach der Geburt – die Größe des Betriebs ändert nichts an den grausamen grundlegenden ‚Haltungsbedingungen‘.

Tatsächlich handelt dieser Betrieb in gewissen Punkten jenseits der Tierschutznutztierhaltungsverordnung, deshalb haben wir unsere Aufnahmen auch dem zuständigen Veterinäramt zur Verfügung gestellt. So haben die Aktivist*innen von tierretter.de mehrere Futterfolienteile im Stallbereich entdeckt sowie Fetzen der Verpackungsfolie, die offensichtlich in den Häcksler geraten sind und somit direkt an die Tiere mitverfüttert werden. Eine Kuh war gerade am Abkalben und nicht separiert, das Kalb wird auf kalten Spaltenboden fallen und läuft Gefahr zu erfrieren. Insgesamt macht der gesamte Hof einen verwahrlosten Eindruck.

Mit Sicherheit werden aufgrund dieser Bilder und Informationen wieder einige Menschen, speziell jene, die der tierausnutzenden Landwirtschaft gesonnen gegenüberstehen, „Einzelfall, es sieht ja nicht überall so aus“ schreien. Tatsächlich. So sieht es nicht überall aus. Jedoch sind die Grundverfahren der Milchproduktion auf jedem Hof gleich. Dieser Hof übertritt zwar in einigen Punkten die gesetzlichen Grenzen, aber selbst wenn der Betrieb wieder legal agiert, werden Kühen auf diesem und allen anderen Höfen jegliche Grundrechte auf körperliche Unversehrtheit zugunsten der Ausbeutung durch den Menschen abgesprochen. Weiter noch, selbst wenn es sich, in jenen wenigen Punkten der Gesetzesübertretung & Verwahrlosung des Hofes, um einen Einzelfall handelt, gibt es dermaßen viele angebliche Einzelfälle von Gesetzesüberschreitungen im Bereich der ‚Nutz’tierhaltung, dass der Einzelfall klar zum System dazugehört.

Besonders tierhaltende Bauern, die ihren Verdienst mit dem Verkauf von Milch erwirtschaften, sehen sich gerne als Opfer der Politik, des LEH (Lebensmitteleinzelhandels) und der Konsumenten: Die „Geiz ist geil“ Mentalität mache die Preise kaputt, die Politik unterstütze nicht genug (wobei die ‚Milchvieh’haltenden Bauern jahrelang auf eine Abschaffung der Milchquote plädiert haben und jetzt, da sie abgeschafft ist, wieder staatliche Subventionen fordern, weil die Preise im Keller sind) und der LEH verkaufe sowieso alles zu günstig. Die eigentlichen Opfer in diesem System sind die Tiere, die darin gefangen sind. Einzig der konsequente Verzicht auf jegliche Produkte tierischen Ursprungs kann dieses Leid der Tiere irgendwann beenden.

Dieser Betrieb in Nordrhein-Westfalen wurde mittlerweile von den Veterinärbehörden kontrolliert. Es wurden Auflagen erteilt, um den Betrieb wieder in den Rahmen der rechtlichen Bestimmungen zurückzuführen.

Durch das Anzeigen dieser Zustände möchte tierretter.de nicht implizieren, dass eine Einhaltung der Richtlinien ethisch zu vertreten wäre. Geltendes Recht und Gerechtigkeit gehen leider nur selten einher. Tiere sind keine Ware, Tiere sind Lebewesen. Die Tierschutznutztierhaltungsverordnung schützt keine Tiere. Sie regelt lediglich, auf welche Art & Weise diese Tiere legal ausgebeutet werden dürfen. Wir sprechen uns gegen jegliche ausbeuterische & tierausnutzende Haltung von Lebewesen ein. 

Wir nutzen diese Aufnahmen, um auf juristischer Ebene soweit es geht gegen diesen tierhaltenden Landwirt vorgehen zu können. Unser Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Aufklärungsarbeit, die wir mit diesen Aufnahmen vornehmen.