Der Einsatz
Ende Mai sicherte ein Aktivist von tierretter.de eine verletzte Krähe auf dem Gelände eines Berufskollegs in Münster. Der Notruf um dem Tier zu helfen wurde über eine Tierschutz-Gruppe in einem sozialen Netzwerk abgesetzt. Auf dem Gelände konnte die Krähe schnell ausfindig gemacht werden. Neben einer Traube von Menschen, die offensichtlich gerade Schulpause hatten, befand sich das Tier in einem Gebüsch. Der bedenkliche Gesundheitszustand war offensichtlich und zeigte sich auf beim Verhalten. Das Tier saß wie apatisch dort, bewegte sich kaum. Unter dem einen Flügel konnte auch schon eine Verletzung ausgemacht werden. Mit einem beherzten Griff konnte das Tier gesichert werden und mit einer Transportbox zum Tierarzt gebracht werden.
Die Diagnose sah zuerst nicht so schlecht aus. Der Vogel hatte eine offene Wunde unter dem einen Flügel, die Haut fehlte aber komplett, die Wunde zu Nähen kam also nicht in Frage. Eine Gensung war aber nicht ausgeschlossen. Die Untersuchung des zweiten Beins und Flügels offenbarte aber eine leider weitaus schlimmere Verletzung. Die Haut fehlte auch dort komplett und das gesamte Bein lag frei. Die Vermutung, wie diese Verletzungen zustande gekommen sind beziehen sich auf den Angriff von einem anderen Tier, vielleicht einer Katze. Die Wunden waren nicht ganz frisch und an einer Stelle befand sich bereits Eiter. Zusammen mit dem Tierarzt konnte leider nur noch die Entscheidung getroffen werden, dem Tiere weitere Leiden zu ersparen und die Krähe einzuschläfern.
Warum veröffentlichen wir immer wieder auch diese kleinen, eigentlich selbstverständlichen Geschichten?
Es ist leider nicht für jeden selbstverständlich, bei einem verletzten Tier anzuhalten und Hilfe zu leisten. Menschen bauen Straßen und Städte und zerstören damit den natürlichen Lebensraum der Tiere, deren einstiges Zuhause heute oft lebensbedrohliche Orte darstellen. Ist es nicht die Pflicht eines jeden Menschen gerade dort Hilfe zu leisten, wo der Mensch selbst Verantwortung trägt…
Über Sinn und Unsinn des Absetzten’s von Hilferufen über soziale Netzwerke
Soziale Netzwerke bieten besonders für die Aufklärungsarbeit einige entscheidende Vorteile. Wir können schnell und direkt viele Menschen erreichen. Texte und Videos können schnell in ganz Deutschland verteilt werden und insgesamt funktioniert der Informationsfluss besser als bei den meisten anderen Medien. Das Absetzen von Hilferufen ist ebenfalls einer der Vorteile. Es können schnell Hilfestellungen, Erfahrungen oder auch Tierarztadressen ausgetauscht werden. Allerdings ersetzt ein Hilferuf über ein soziales Netzwerk NIEMALS die direkte Hilfe vor Ort. Wer ein Tier in Not beobachtet hat und sollte sich um dieses Tier kümmern, nicht jede*r hat das Know-How und die Erfahrung und in diesen Fällen ist der Anruf bei einem Tierarzt, einem Tierschutz-/Tierrechtsverein oder eben auch die Frage nach Hilfe in einem sozialen Netzwerk unerlässlich. Das alleinige Absetzten eines Hilferufes im Sinne von „Kann sich bitte jemand anderes kümmern“ fühlt sich vielleicht an wie eine direkte Hilfe, aber wenn es eine Person gibt, die sich in diesem Moment am allerbesten um das Tier kümmern kann, ist es die Person, die das Tier gefunden/beobachtet hat. Wenn weitergegangen wird, kann das Tier bis dahin versterben, weglaufen (was einen späteren Fund für evt. Helfer*innen unmöglich machen kann) oder wird weiter verletzt.
Wir alle haben Verpflichtungen in unserem Leben, wir sollten uns aber immer hinterfragen, ob es moralisch vertretbar ist das Tier dennoch quasi hilfelos zurückzulassen. Solange wir alle nicht in der Gesellschaft konstatieren und durch unser Handeln klar machen, dass wir immer zu spät kommen würden, wenn wir ein Tier in einer solchen Situation finden, wird es sich niemals ändern, dass dies akzeptiert wird. Solange wir uns nicht dem Status Quo widersetzen, wird dies immer Status Quo bleiben. In diesem Sinne: Wenn ihr ein Tier in einer Hilfesituation entdeckt – Helft ihm oder bleibt vor Ort und organisiert geeignete Hilfe und verlasst euch nicht ausschließlich darauf, dass andere Helfen.
Wir möchten mit diesen Worten die Menschen ausdrücklich motivieren SELBER zu helfen, wir möchten nicht demotivieren Hilferufe abzusetzen.
Solltet ihr dennoch einzig einen Hilferuf absetzten können, so ergänzt diesen bitte mindestens um folgende Informationen:
- Genauer Standort (bsplw. mit einem Screenshot von Google Maps)
- Fotos von der Umgebung (damit Helfer*innen das Tier schneller ausfindig machen können)
- Eure Telefonnummer (für schnelle & direkte Rückfragen)