Am Montag dem 10.10.2016 diskutierte ein Vertreter von tierretter.de in der WDR Live-Sendung ‚daheim+unterwegs‘ mit dem Vizepräsidenten des Rheinischen Landwirtschafts-Verbands über die Frage ‚Wie weit darf Tierschutz gehen‘.
Tierretter.de überscheitet bei seiner Arbeit vermeintliche juristische Grenzen und filmt heimlich in den Ställen der tierausbeutenden Industrie. Das sei ‚Einbruch‘ oder Hausfriedensbruch und Tierbefreiungen seien Diebstahl heißt es von der Gegenseite. Einzelne Bauern werden an einen ‚Pranger‘ gestellt – und dabei laufe in der Landwirtschaft ja alles nach höchsten Tierschutzgesetzen ab sagt die Industrie.
Die Systemkritik, dass geltendes Recht mitnichten verhindert, dass Tiere legal ausgebeutet, gequält und getötet werden wollte lieber nicht diskutiert werden seitens des Industrievertretes. Vollkommen klar – die Kritik an der Landwirtschaft wächst und die Bauern sehen sich als Opfer der Debatte, dabei sind die Tiere die in diesem System leiden die wahren Opfer.
Auch in der Sendung wurde wieder zu Tagen der offenen Tür und sogar unangemeldeten Besuchen eingeladen – auch tierretter.de dürfe kommen und das nehmen wir jetzt beim Wort.
Wir haben dem RLV einen umfangreichen Katalog an standardisierten Praktiken der Landwirtschaft geschickt, die wir gerne in Zusammenarbeit dokumentieren wollen.
Wir sind und bleiben gespannt, ob der RLV sein Wort hält und uns Zugang zu den Ställen gewährt, oder ob die Transparenz-Versprechungen nur heiße Luft waren.
UPDATE: Der RLV hat uns zu einem Gespräch eingeladen Ende November, an dem tierretter.de teilnehmen wird. Wir halten euch auf dem Laufenden.
Einen Mitschnitt der Diskussion im Fernsehen könnt ihr hier sehen: KLICKEN
Der komplette Text unserer Anfrage:
Sehr geehrte Damen und Herren,
in unserer Gesellschaft entsteht in der letzten Zeit ein immer lauter werdender Diskurs über die tierhaltende Landwirtschaft und deren Praktiken. Der RLV als Landwirtschafts-Verband steht in dieser Diskussion zwischen den Gesetzen, den Forderungen der Politik und Verbraucher*innen, dem Image, das die Landwirtschaft gerne gepflegt hat, der Realtiät hinter den Stallwänden und nicht zuletzt den Forderungen von Tierrechtlerinnen und Tierrechtlern.
Auch wenn wir aus unserer Position oft emotional argumentieren, so verstehen wir doch die oft geäußerten Forderungen seitens der tierhaltenden Landwirtschaft nach einer Versachlichung der Diskussion. Dabei möchten wir ausdrücklich formulieren, dass dort bereits in unseren Augen ein Kommunikationsfehler vorliegt, denn in Bezug auf die tierhaltende Landwirtschaft geht es schlichtweg nicht um Sachen, sondern um Lebewesen.
Einer Versachlichung im Sinne von „Fakten schaffen“ möchten wir jedoch nicht im Wege stehen und bedanken uns für das offene Angebot von Herr Gussen in der Sendung „daheim+unterwegs“ am 10.10.2016, dass auch wir Ställe besuchen dürfen.
Auch wir möchten Fakten schaffen und möchten die Verbraucherinnen und Verbraucher über die gesamten Produktionsabläufe in der Industrie informieren. Nur so können wir den gesellschaftlichen Diskurs gemeinsam voranbringen.
Folgende standardisierte Verfahren in der Landwirtschaft würden wir gerne in Zusammenarbeit mit ihnen dokumentieren, als Verband haben sie sicherlich Kontakte, um dieses Anliegen möglich zu machen:
Milchwirtschaft:
– Befruchtung einer Kuh
– Geburt eines Kalbes
– Wegnahme eines Kalbes nach der Geburt (sowie den Transport in eine Kälberbox)
– Enthornung eines Kalbes
– Transport eines Kalbes zu einem Mastbetrieb
– Transport von Kälbern zum Schlachthaus
– Transport von ausgedienten Mutterkühen zum Schlachthaus
– die fachgemäße ‚Schlachtung’ und Zerlegung eines männlichen Kalbes
– die fachgemäße ‚Schlachtung‘ und Zerlegung einer ‚ausgedienten‘ Mutterkuh
– Anbindehaltung von Milchkühen
Schweinehaltung:
– die verschiedenen Trächtigkeitsuntersuchungen einer Muttersau im Kastenstand, sowie die Befruchtung
– die Geburt von Ferkeln
– die fachgemäße Nottötung von nicht überlebensfähigen Ferkeln
– das Kupieren der Schwänze von Ferklen
– die fachgemäße, betäubungslose Kastration von Ferkeln
– verschiedene Impfvorgänge an den Ferkeln
– das Absetzen der Ferkel
– Transport von einer ausgedienten Sau zum Schlachthaus
– die fachgemäße ‚Schlachtung‘ und Zerlegung einer ‚ausgedienten‘ Muttersau
Zu ihrer Information: Aus Gründen der Transparenz haben wir bzgl. dieses Anschreibens eine Pressemitteilung verschickt. Wir bitten Sie um Kontaktaufnahme zur Vereinbarung von Terminen an info@tierretter.de
Mit freundlichen Grüßen,
Christian Adam
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