Freilandhaltung von ‚Lege’hennen: verlogen und falsch!
39 Millionen - so viele Hühner leben und leiden in Deutschland in der Nutztierhaltung zur Produktion von Eiern. Ihre männlichen Brüder wurden lebendig geschreddert oder vergast. Sie leben auf ihren eigenen Exkrementen, zu Tausenden eingepfercht. All diese Hühner leben einzig und allein für die Produktion von Eiern und sterben auch einzig und allein für die Produktion von Eiern: Nach 12 bis 15 Monaten nimmt die „Legeleistung“ ab. Dann werden sie ausgestallt, getötet und zu „Suppenhühnern“, Babynahrung oder Hundefutter weiterverarbeitet, damit der Platz im Stall für eine neue, leistungsfähigere Hühnergruppe frei wird.
Diese Informationen beziehen sich nicht auf sogenannte „Legebatterien“ oder die heute als euphemistisch bekannte „Kleingruppenhaltung“. Diese Informationen beziehen sich auf alle gängigen Haltungssysteme von Hennen zur Eierproduktion in Deutschland.
Was die Verbrauchter*innen ruhig schlafen lässt…
… ist die Kennzeichnungspflicht der Haltungsform auf dem Ei seit 2004. Zwar steht nun auf dem Ei, in welchem Haltungssystem die Eier produziert wurden, was die einzelnen Haltungssysteme für die Tiere bedeuten ist allerdings den wenigsten Konsument*innen bewusst. Viele Verbraucher*innen greifen zu den als angeblich tier- oder artgerechten Bio- oder Freilandeiern mit der Kennzeichnung 0 oder 1 auf dem Ei.
Freilandhaltung ist Massentierhaltung
Grundsätzlich vermeiden wir in unseren Texten den oft polemisch verwendeten Begriff „Massentierhaltung“, da dieser oft in einem impliziten Widerspruch zu den angeblich tierfreundlicheren Haltungssystemen steht: Bio- oder Freilandhaltung versus Massentierhaltung. Eine Grenze, eine Anzahl ab wann ein Betrieb als „Massentierhaltung“ gelten sollte gibt es jedoch nicht - wir sind uns aber sicher, dass über 20.000 Tiere in einem Stall bestimmt in die Definition von „Massentierhaltung“ fallen würde. Bestandsgrößen von 20.000 Tieren sind weder in der Bio- noch in der Freilandhaltung von Legehennen eine Seltenheit.
Für die Tiere bedeutet das vor allem eines: Immensen Stress. Hühner leben in freiheitlichen Bedingungen in Gruppen von 25-50 Tieren. Das hat auch einen Grund: Die Tiere können sich nur eine bestimmte Anzahl an Artgenoss*innen merken und sie müssen untereinander eine Ordnung aushandeln. In den Anlagen treffen die Hühner jeden Tag auf Tiere, die sie noch nie zuvor gesehen haben, oder die sie bereits wieder vergessen haben. Dies führt zu einem endlosen Auskämpfen der Ordnung, die für die Tiere andauernden Stress bedeutet und der deshalb auch viele Tiere zum Opfer fallen.
„Aber die Tiere haben doch Auslauf…“
… die meiste Zeit des Tages verbringen diese Tiere dennoch im Stall - einige Tiere kommen nicht nach draußen oder finden nicht einmal den Ausgang. Die Ausläufe sind zudem nicht so organisiert und aufgebaut, dass sie den Grundbedürfnissen der Tiere ausreichen. Hühner brauchen Schutz vor Greifvögeln und anderen Beutegreifern. Haben Sie diesen Schutz nicht, verlassen sie erst gar nicht den Stall und leben auf ihren eigenen Exkrementen auf Drahtgittern zwischen den Transportbändern für die Eier.
Jedes Tier stirbt - früher oder später
Auch in Freiland- oder Biohaltungen gibt es Mortalitätsraten die besagen, wie viele Tiere die sogenannte Legeperiode erst gar nicht überleben werden. 10% sind dabei keine Seltenheit - bei nur einem Stall mit 20.000 Tieren sind das schon 2000 Hennen. Die Tiere sterben an Verletzungen (eine tierärztliche Versorgung der Tiere im Stall lohnt nicht oder an Krankheiten, die oft Folge der angezüchteten extrem hohen Legebelastung sind. Die Hühner in den Ställen sind sogenannte Hochleistungstiere, gezüchtet auf einen möglichst hohen Ertrag und Nutzen für den Menschen. Mehr als 300 Eier legen diese Tiere pro Jahr. Und das geht auf die Kosten der Gesundheit der Tiere.
Allerdings ist diese Rechnung und Information fast zu vernachlässigen. Denn der Tod dieser Tiere durch Menschenhand ist unausweichlich. Sobald die Legeleistung minimal abnimmt (nach nur etwa 12 bis 15 Monaten) werden die Tiere getötet und durch jüngere ersetzt. In diesem System geht es nur um eines: den menschlichen Nutzen.
Die ungesehen Opfer
Nur die weiblichen Tiere legen Eier - logisch. In der Zucht dieser Tiere fallen aber auch männliche Nachkommen an - ebenfalls logisch! Da diese Tiere aber speziell auf eine hohe Legeleistung gezüchtet sind, sind die männlichen Nachkommen nutzlos. Denn in der Hühnermast wird eine andere Rasse verwendet, die auf einen hohen Fleischansatz und schnelle Gewichtszunahme gezüchtet wurde. Deshalb ist es für die Tierhalter schlichtweg rentabler die frisch geschlüpften, männlichen Küken bei lebendigem Leib zu schreddern oder einfach zu vergasen. Diese Praktik gilt für alle Haltungssysteme - auch die Bio- und Freilandhaltung!
Warum überhaupt?
Kein Mensch braucht Eier zum Leben. Eigentlich ist es auch eher fragwürdig, die „Menstruationsprodukte“ einer anderen Spezies zu essen. Und wie dargelegt, verursacht der Konsum von Eiern erhebliches Leiden für die ausgebeuteten Tiere. Eine rein pflanzliche Ernährung ist heutzutage einfacher als je zuvor. Eier lassen sich in Koch- und Backrezepten problemlos ersetzen, also muss eigentlich kein Huhn für den Menschen leiden.