Die Anzeige von vier Schweinemastbetrieben im Kreis Steinfurt, die tierretter.de bereits im vergangenen Jahr getätigt hatte, führte mittlerweile in allen Fällen zu Verurteilungen der Betreiber*innen der Anlagen. Einzelfälle? Mit Nichten! Industrielle Tierhaltung hat immer mit der Ausbeutung und Qual von Tieren zu tun. Nur eine tierfreundliche, vegan-basierte Lebensweise schließt die Unterstützung dieses Systems konsequent aus.

Bereits am 03.07.2020 kam es beim Amtsgericht Rheine zum ersten Prozess gegen einen der betroffenen Schweinemäster aus Emsdetten. Der Betriebsleiter selbst war nicht vor Ort, um sich zu den Zuständen auf seinem Hof zu äußern oder sich zu verteidigen, sodass die Richterin schnell zu einem Urteil aufgrund von deutlichen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz sowie der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung kommen konnte. Das Urteil lautete 40 Tagessätze von 80€, insgesamt also 3.200€. Zudem musste der Angeklagte die Kosten des Verfahrens tragen.
Die Ergebnisse der Verfahren aus den vergangenen Wochen zeigen nun erneut, dass wir die Landwirte zu Recht angezeigt hatten und sie nun daraufhin wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz sowie gegen die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung verurteilt wurden. Um Einzelfälle handelt es sich dabei jedoch nicht. Allein im Kreis Steinfurt leben zurzeit fast 1 Million Schweine. Die vier Ställe, bei denen es nun zu Urteilen gekommen ist, liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Sollte es sich dabei um Einzelfälle handeln, wäre das schon ein Zufall, der einem Sechser im Lotto gleichkäme. Jetzt nehmen sie noch die Informationen der letzten Jahre dazu: Immer wieder wurden solche Zustände öffentlich gemacht. Um Einzelfälle handelt es sich dabei nicht, Bedingungen wie diese gehören genauso zur Schweinemast, wie die schlechte Werbestrategie der sogenannten Tierwohl-Label. Tiergesundheit spielt in der industriellen Tierhaltung nur dann eine Rolle, wenn sie Profit bringt. „Tiergesundheit“ und „Tierschutz“ sind nur Phrasen in dem System der Tierausbeutung, um die Verbraucher*innen zu besänftigen. Art- und verhaltensgerechte Tierhaltung – wie sie im Tierschutzgesetz gefordert wird – werden durch die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung soweit runtergebrochen, dass das auf monetären Profit begünstigte System weiter Bestand hat und durch den Gesetzgeber legitimiert wird.
Die Veröffentlichungen von Aufnahmen, die durch Tierschützer*innen anonym angefertigt werden, werden immer wieder versucht zu verhindern oder die Aktivist*innen werden kriminalisiert. Der Einfluss der Bauernverbände reicht in diesem Zusammenhang sogar soweit, dass politische Forderungen formuliert werden, dass sogenannte „Einbrüche in Stallungen“ als Straftatbestände effektiv geahndet werden sollen. Die Landwirtschaft tut alles dafür, dass solche Aufnahmen nicht an das Licht der Öffentlichkeit gelangen. Dabei ist die industrielle Tierhaltung immer mit Tierquälerei verbunden, denn der Profit steht in diesem System immer über dem Wohl der Tiere. Begünstigt wird dieses System dadurch, dass interne Kontrollinstanzen nicht funktionieren oder Behörden nur dann wirklich aktiv werden, wenn die Öffentlichkeit über Fälle wie diesen Kenntnis hat und dort somit der Druck entsteht, Konsequenzen ziehen zu müssen.
Verantwortung übernehmen! – Jetzt! – vegan leben!
Im Januar 2019 wurden wir auf eine Ponyhaltung im Stadtbereich von Essen aufmerksam gemacht. Dort sollte eine Pferdehalterin bereits seit Jahren ein Pony in einer dunklen, ca. 3×3 Meter kleinen Gartenhütte dauerhaft und ohne jeglichen Auslauf halten. Die Bilder sprechen für sich. Umgehend hatten wir das zuständige Veterinäramt in Kenntnis gesetzt, um dem Pony schnellstmöglich zu helfen und es aus dieser schlimmen Haltung zu befreien.

Juli 2019 hatten wir dann routinemäßig bei dem Amt nachgefragt, ob der Fall seitens der Behörde abgeschlossen sei. Dieses Telefonat führte dazu, dass der Fall „in der Priorität hoch rutscht“ (O-Ton des Mitarbeiters) und jetzt weiter bearbeitet werden solle. Bei unserer Nachkontrolle rund vier Wochen nach diesem Telefonat konnten wir leider keinerlei Veränderung zu unseren mittlerweile acht Monate zurückliegenden Beobachtungen feststellen.


Ein aktuelles Bild, das im Mai 2020 entstand, zeigt nun, wie das Pony vor der Gartenhütte in einem kleinen Auslauf steht. Wenn das ein zufriedenstellendes Ergebnis darstellen soll, hatten wir uns das allerdings schon noch etwas anders vorgestellt. Eine Wiese vielleicht, mit Möglichkeiten sich mal richtig zu bewegen, echtes Gras unter den Hufen und noch ein bisschen mehr Zuwendung, vielleicht sogar Artgenoss*innen wären bestimmt so richtig toll gewesen…

Um die aktuellen Umstände der Ponyhaltung besser nachvollziehen zu können, haben wir das Veterinäramt erneut kontaktiert und offiziell folgende Fragen zukommen lassen:
1. Zu welchem Zeitpunkt und wie oft insgesamt wurde die Tierhaltung durch Ihre Behörde überprüft?
2. Welche Missstände bzw. Mängel wurden genau festgestellt?
3. Wurden Auflagen für die Tierhaltung erteilt?
4. Nach welchen Kriterien, gesetzlichen Rahmenbedingungen, Gutachten wird die Haltung von Pferden durch Ihre Behörde beurteilt?
5. Stellt die Tatsache, dass das Pferd aktuell über einen kleinen Freilauf verfügt eine Verbesserung dar?
6. Gibt es noch ausstehende Auflagen, die zurzeit durch die Tierhalterin nicht erfüllt wurden?
Die Antwort auf diese Fragen erreichte uns vor wenigen Tagen von der Pressestelle der Stadt Essen: „Aus datenschutzrechtlichen Gründen können seitens der Stadtverwaltung keine Auskünfte und Details über Maßnahmen und Ermittlungserkenntnisse weitergegeben werden. Mitgeteilt werden kann, dass durch die Stadt Essen eine Ordnungsverfügung erlassen und die darin geforderten Maßnahmen umgesetzt wurden. Seitens des Veterinäramtes wurden entsprechende Kontrollen durchgeführt, aus denen keine Beanstandungen hervorgingen. Demnach wird der Sachverhalt vom Veterinäramt der Stadt Essen als abgeschlossen betrachtet.“
Dieser Fall stellt leider keinen untypischen Verlauf dar, bei unserer täglichen Arbeit haben wir mit unzähligen Veterinärbehörden zu tun. Transparenz scheint dabei in vielen Fällen ein Fremdwort zu sein, was bei uns zu wenig Nachvollziehbarkeit in der Bearbeitung von Tierschutzfällen durch die zuständigen Behörden nach sich zieht. Dennoch ist es unermesslich wichtig, jedes Vergehen und jede Vernachlässigung von Tieren dort zur Anzeige zu bringen und zu dokumentieren.
Wenn ihr selbst Zeuge oder Zeugin von Missständen werdet, solltet auch ihr das umgehend melden. Wir unterstützen euch dabei:
Misstand melden!